Gute Noten: Wie Eltern ihre Kinder richtig belohnen können
Geldsegen zum Zeugnis oder ein Ausflug für eine Zwei – viele Eltern belohnen ein gutes Zeugnis ihrer Kinder großzügig. Doch welche Form der Anerkennung ist wirklich sinnvoll? Studienkreis-Experte Max Kade gibt Tipps.
In der Arbeitswelt sind Geldprämien und Boni für gute Leistungen völlig normal. Doch wie steht es mit einem Taschengeldzuschlag für eine Zwei in Mathe oder eine Eins in Englisch? Gerade vor den Zeugnissen wird in Elternforen heftig über die angemessene Belohnung von schulischen Leistungen debattiert. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage des Studienkreises belohnten 60 Prozent der Eltern ihr Kind für das letzte Schulzeugnis. 40 Prozent lehnten dagegen eine Belohnung zum Zeugnis strikt ab. Auch darüber, wie gute Noten honoriert werden sollten, gingen die Meinungen weit auseinander. 36 Prozent der Eltern machten mit dem Nachwuchs einen Ausflug oder gingen Essen. Geld bekamen nur 20 Prozent der Kinder. Bei Großeltern, Tanten und Onkeln war diese Belohnung deutlich beliebter. Bei knapp der Hälfte der Schulkinder öffneten außerdem Tanten, Onkel und Großeltern ihre Geldbörsen.
Geld ist keine sonderlich nachhaltige Belohnung
Max Kade, pädagogischer Leiter des Studienkreises, hält Belohnungen für gute Leistungen grundsätzlich für sinnvoll – vorausgesetzt, sie bleiben in einem angemessenen Rahmen. „Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass sich Eltern regelmäßig mit ihren Kindern über Ziele und schulische Wünsche austauschen. Werden sie am Ende im Zeugnis erreicht, darf diese Anstrengung auch belohnt werden“, sagt der Studienkreis-Experte. Sein persönlicher Favorit als Vater sind gemeinsame Aktivitäten wie ein Familienessen oder ein schöner Ausflug. Der 10-Euro-Schein für eine Eins oder Zwei sei dagegen zwar eine nahliegende, aber auch ziemlich unpersönliche Wahl. Außerdem beflügelt Geld die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler nur kurzfristig. „Es besteht die Gefahr, dass die Kinder nur noch für die Belohnung lernen und nicht für die Sache“, erklärte Kade im Studienkreis-Talk zum Thema „Ist Geld die richtige Belohnung für gute Noten?“.
Kontinuierliches Interesse an den schulischen Leistungen des Kindes zusammen mit lobenden Worten steigert die Lernmotivation deutlich nachhaltiger als ein einmaliger Bonus. Eltern zeigen so, dass sie die besonderen Anstrengungen der Kinder wahrnehmen und würdigen sie angemessen. Die positiven Effekte bestätigen auch entwicklungspsychologische Studien. Eine Belohnung mit Süßigkeiten oder Geld löst im kindlichen Gehirn nur eine kurzzeitige Dopaminausschüttung aus. Deutlich nachhaltiger und intensiver als die Motivation von außen wird ein Erfolg aus eigenem Antrieb empfunden. Die Freude ist tiefer, auch das Selbstwertgefühl wird deutlich stärker angesprochen.
Strafen sind tabu
Von Strafen für schlechte Noten rät der Pädagoge dagegen gänzlich ab. „Eine Fünf oder Sechs ist ohnehin ein frustrierendes Erlebnis. Diese negative Erfahrung noch zu verstärken, ist nicht sinnvoll“, sagt Kade. Auch das Lernen aus Angst vor Strafe führt zu keinem nachhaltigen Erfolg. Bei einer schlechten Klausur oder einem miesen Zwischenzeugnis sei es wichtiger, gemeinsam nach Ursachen und Lösungen zu suchen, sagt Kade in einem Expertenvideo zum Umgang mit schlechten Noten. Auch neue Notenziele könne man dabei formulieren – idealerweise im Austausch mit den Lehrkräften. Diese aktive Auseinandersetzung fördert die Einsicht bei den Kindern und macht das Lernen wieder sinnhaft.
Linktipp:
Schlechte Schulnoten sorgen oft für Familienstreit. Immerhin gelten sie als Beweis für fehlende Intelligenz oder mangelnden Ehrgeiz. Doch wie geht man eigentlich konstruktiv mit schlechten Noten um? Auf dem Studienkreisblog gibt Familientherapeutin Katharina Grünewald wertvolle Tipps, wenn es um Streit bei Schulnoten geht.
Von Torsten am Dez 21, 2018
Grundsätzlich würde ich das Thema Geld nicht ausschließen. Für einige Kinder kann dies schon ein ganz toller Anreiz sein, denn man mit der Zeit einfach auch wieder einstellen kann
Von oliver kröger am Mai 20, 2019
Wurde ja auch nicht ausgeschlossen , nur klar gemacht, dass Studien beweisen, dass besondere Zuwendung , ernsthafte teilhabe und lobende Worte nachhaltiger sind
Von Petra am Feb 1, 2019
Ohne vorher hier gelesen zu haben, sind wir Essen gegangen, das hat meinem Sohn gut gefallen, außerdem haben wir gemeinsam das Zeugnis angesehen und besprochen. Die 5 ist weg – das haben wir klar und deutlich gelobt und auch mein Sohn war sehr zufrieden mit sich. Kein Wort über hier und da könnte es aber besser sein.
Von Winkler Michael am Feb 15, 2019
Gemeinsame Aktivitäten mit meinen Kindern sind für mich ohnehin selbstverständlich und daher nichts besonderes, also keine Belohnung in diesem Sinne. Das Thema Belohnung ist deshalb eine individuelle Sache und muss von jedem selbst entschieden werde. Wir fahren mit der Geldregelung sehr gut. Unser Sohn spart sich so ein Extra zusammen und behält sein Ziel Abitur im Auge. Im Job gibt es schließlich auch Boni für gute Leistungen. Eine ideologische verteufelung von Geld ist nicht zielführend.
Von Alexander am Aug 21, 2019
Ich, aktuell 24, habe seit der vierten Klasse Geld für gute Noten bekommen, insbesondere von meinen Eltern.
Natürlich kann ich nur eine subjektive Einschätzung geben, jedoch habe ich beschlossen, dies meinen (zukünftigen) Kindern nicht anzutun.
Ich habe ab einem gewissen Punkt alles für eine gute Note gegeben. Aber eben auch nur das – eine gute Note. Eine zwei oder gar eine drei hat mich enorm abgeschreckt, ich hatte darüber hinaus sogar Angst, dies zu Hause zu präsentieren. In diesen Situationen musste ich mich rechtfertigen, zudem wurde es auch ab und an laut. Bis zum Abitur hat mich das nicht weiter gestört, gute Noten sind ja nichts schlechtes. Allerdings habe ich, wohl mitverschuldet durch diese Erlebnisse, ein extrem kurzfristig orientiertes Lernverhalten entwickelt, was an der Uni und im Leben (soweit ich das bis jetzt beurteilen kann) natürlich nicht funktioniert. Selbstständig meine Prioritäten und Anreize zu finden, war eine enorm große Herausforderung für mich, im Laufe deren Bewältigung ich mich auch mal klar von meinen Eltern lossagen musste.
Im Endeffekt hat die Belohnung und der Leistungsdruck, ggf. auch zusammen mit einer allgemein angespannten Familiensituation, dazu geführt dass ich nur noch oberflächlich Kontakt zu meinen Eltern finde – in jeder Situation sie mir jedoch keine wirkliche moralische oder auch persönliche Unterstützung darstellen. Sie wollen immer nur die positiven Seiten meines Lebens hören – die negativen Seiten, die Misserfolge, die Herausforderungen die ich mit ihnen teile werden auch jetzt noch sehr kritisch und mit sehr besorgten Gesichtern verfolgt.
=> Ich denke, dass eine pauschale Entscheidung hier nicht möglich ist. Aus den vorherigen Kommentaren erkenne ich durchaus an, dass Geld und eine offene, familiäre Kultur, eine gute Motivation darstellen kann.
In jedem Fall ist dies eine sehr spannende Diskussion!
Von InMa am Jan 30, 2020
Was für eine wahnsinnig reife und tolle Antwort! Ich finde mich mit meinen 43 Jahren da wieder – gerade, was das kurzfristig orientierte Lernen betrifft – und bin tatsächlich gerade am Überlegen, was ich meinem Sohn morgen zur Belohnung und vor allem Würdigung seines bestimmt guten Zeugnisses geben kann!
Von Natalie am Jan 28, 2021
Hallo Alexander,
das könnte ich nicht besser beschreiben, vielen Dank für deinen Beitrag. Ich bin Mutter von drei Kindern, eines davon studiert bereits. Ich habe mir noch nie diese Frage gestellt, ob unsere Kinder für gute Noten belohnt werden sollten. Es ist für mich absolut unnatürlich, dass Eltern Kinder für ihre schulische Leistung materiell belohnen.
Das erste Mal wurde ich von unserem Sohn dazu angesprochen und immer wieder kommt es vor Zeugnisvergabe zur Sprache, ob es eine Belohnung geben wird. Bisher konnte ich das mit dem Argument begründen, dass die schulischen Leistungen für die Kinder und deren Zukunft wichtig sind – nicht für die Eltern. Und die Noten sind ja bereits eine Art Belohnung für diese Leistungen. Je besser die Leistung, desto besser die Note und umgekehrt
Und wenn wir alle ehrlich sind, ist die Bewunderung und Anerkennung der Umgebung die richtige Belohnung für unsere Leistungen, das steigert das Selbstwertgefühl und ist die richtige Investition in die Zukunft. Daran wächst eine starke Persönlichkeit, nicht an der Taschengeldaufbesserung.
Diese Strategie hat sich bisher als sehr erfolgreich erwiesen – gestern bekam ich die Nachricht von dem Klassenlehrer unserer Tochter, dass sie zum dritten mal als Klassenbeste dasteht und diesmal nur Einsen auf dem Zeugnis haben wird. Der Lehrer hat bei uns zuhause angerufen um es unserer Tochter persönlich zusagen – was für eine Anerkennung. Ich finde es toll, dass sie nicht durch die Aussicht auf eine Belohnung dies erreicht hat, sondern weil sie einfach Spaß an der Schule hat. Ehrlich gesagt, hat sie sich überhaupt keine Gedanken dazu gemacht – sie kann es einfach.
Auch unser Sohn ist ein guter Schüler – aus dem inneren Antrieb heraus.
Diesmal werden wir aber wohl ein schönes Abendessen, als eine Art Würdigung der außergewöhnlichen Leistung, machen.
Mein Fazit also: Innerer Antrieb und Anerkennung ist der richtige Motivator und nicht monetäre Belohnung.
Von Sebastian am Nov 17, 2021
Naja, da kann ich nicht so ganz zustimmen.
Ich habe auch Geld für gute Noten bekommen, habe deshalb aber nicht mehr oder weniger gelernt.
Ich hatte einfach gute Noten (2er Schnitt), das Geld war zwar nett, hat mich aber nicht dazu gebracht mehr oder weniger zu lernen. Allerdings war es schon ein Anreiz „etwas“ zu machen…
Es gab auch keine „Bestrafung“ für schlechte Noten, sondern mir wurde plausibel klar gemacht das es meine eigene Entscheidung ist.
Mittlerweile habe ich auch 2 Kinder, die große geht auf’s Gymnasium.
Ich gebe auch Geld für jede Note, wir haben einen Plan gemacht was es für welche Note gibt.
Meine Tochter findet das sehr gut, da Sie immer gute Noten schreibt und damit etwas dazu verdient.
Aber das ist natürlich nur der monetäre Teil, viel wichtiger ist uns das wir sie immer unterstützen.
Auch wenn sie eine schlechte Note bringt, versuchen wir sie zu unterstützen und sagen das das immer mal vorkommt und nicht so schlimm ist.
Ich finde den Anreiz mit einem „Bonus“ sehr gut, in der Arbeitswelt wird es auch so sein.
Von Mandy am Dez 9, 2019
Mein Sohn hatte eine Flaute. Mein Zocken ist wichtiger als Schule, Hausaufgaben oder Zensuren (4,5 und 6 wurde zur Normalität). Er hat seine Spielzeiten jeden Tag überzogen. Nun haben wir den Spieß umgedreht. Er muss Hausaufgaben machen, jeden Tag lernen und bekommt für die Noten 1,2 und 3 Etrazockerzeiten. Das funktioniert nun super, er ist hochmotiviert weil er ja zocken will. Er hat es selber in der Hand. Die schlechten Zensuren sind Geschichte. Bringt er doch mal vielleicht eine 4 oder so nach Hause, hängen wir nochmal ne Lernzeit ran. Fürs tägliche Lernen bekommt er übrigens auch etwas zusätzliche Zockerzeit .. mit Geld wird er nur von Opa zum Zeugnis belohnt. Sonst nicht
Von M am Jan 27, 2022
Hi, das ist ja ne gute Idee. Viele Grüße