Studienkreis und DorFuchs lieben Mathe
Mathematiker und Musiker aus Leidenschaft
Johann Beurich hat bereits als Schüler angefangen, Songs über Mathematik auf seinem YouTube-Kanal DorFuchs zu veröffentlichen, die teils mehrere Millionen Aufrufe bekommen haben. Nachdem er an der TU Dresden seinen Bachelor und Master in Mathematik absolviert hat, steht er nun kurz vor dem Abschluss seiner Promotion. Mit seiner Frau und seinem Kind lebt Johann Beurich in Dresden.
Mathematik bereitet vielen Kindern und Jugendlichen Probleme. Knapp 60 Prozent der Studienkreis-Schülerinnen und -Schüler belegen Mathe-Nachhilfe. Und was nicht gut gelingt, macht häufig auch nicht viel Spaß. Deshalb hat Mathe nicht immer den besten Ruf. Dabei kann dieses Fach ganz viel Spaß machen. Davon ist der Studienkreis überzeugt und hat deshalb den 12. November zum I-love-Mathe-Tag erklärt. In diesem Jahr haben wir anlässlich unseres Aktionstages mit dem bekannten Mathematiker und YouTuber Johann Beurich alias DorFuchs jemanden zu uns eingeladen, der Mathe mindestens ebenso ins Herz geschlossen hat wie wir.
Wenn der Hund Fußballergebnisse tippt
Johann ist vor allem durch seine witzigen Mathe-Songs bekannt geworden, die er seit mehr als zehn Jahren auf seinem YouTube-Kanal DorFuchs veröffentlicht. Bei seinem Besuch bei uns in Bochum hat der gebürtige Dresdner mit uns fünf Videos gedreht, die auf unsere Aktions-Website Ilovemathe.de zu sehen sind. Darin erklärt er, was der eine oder die andere sich schon immer gefragt hat: zum Beispiel, warum man beim „Haus vom Nikolaus“ immer an einer der beiden unteren Ecken anfangen muss. Für Tippgemeinschaften interessant: Wie wahrscheinlich ist es, dass man selbst oder der eigene Hund bei der kommenden Fußball-Europameisterschaft alle Ergebnisse richtig tippt? So viel sei gespoilert: Die Antwort ist äußerst entmutigend. Wer es mit Geometrie zu tun hat, erfährt von DorFuchs, warum das Volumen einer Kugel immer 4/3 • pi • r³ ist. Die passende Antwort auf die Frage, wie man mathematische Gleichungen direkt im Kopf lösen kann, hat Johann selbstverständlich ebenfalls parat. Etwas seltsam mutet auf den ersten Blick vielleicht die Aussage an, dass alle Bäume graziös sind. Was das mit Mathematik zu tun hat, erklärt Johann im Video.
DorFuchs hat aber vor unserer Kamera nicht nur Matherätsel enthüllt. Selbstverständlich haben wir ihn erst gehen lassen, nachdem er uns mit der Gitarre eine Kostprobe seines musikalischen Könnens gegeben und den binomischen Formeln ein Ständchen gewidmet hatte. Als Zugabe plauderte er in unserem Podcast „Die letzte Reihe“ mit unserem Gastgeber Max Kade über „Mathe und Mucke“. So erfuhren wir zum Beispiel, dass Johann schon als Kind Mathematiker werden wollte. „Matheunterricht war für mich immer sehr entspannt, weil ich Spaß daran hatte und auch noch gut darin war“, sagt er. „Ich habe auch in meiner Freizeit noch gerne darüber nachgedacht.“
Musik ist, wenn das Gehirn Mathematik macht und es nicht merkt
Später kam ihm die Idee, seine beiden Leidenschaften Mathe und Musik zu kombinieren. Für Johann gibt es zwischen Mathe und Mucke eine Menge Gemeinsamkeiten. „Musik ist, wenn das Gehirn Mathematik macht und es nicht merkt“, sagt er. „Am Anfang habe ich meine Mathesongs nur als Witz im Internet verstanden. Den pq-Formel Song habe ich als Elftklässler auf YouTube hochgeladen. Damals habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, dass Schülerinnen und Schüler den Song dazu verwenden, um zum Beispiel die pq-Formel zu lernen.“ Inzwischen hat der Song über drei Millionen Aufrufe auf YouTube und wird von Lehrerinnen und Lehrern im Unterricht gezeigt.
Viele Kinder und Jugendlichen klagen über Schwierigkeiten, mathematische Inhalte zu verstehen. Mit Mathesongs scheint das besser zu klappen. Johann glaubt, dass dies sowohl mit den Texten als auch mit der Musik zu tun hat. „Man kann etwas nur anhand des Songtextes begreifen, ohne die Musik zu hören. Die Musik fügt dann eine positive Emotion hinzu. Dadurch erscheint der Stoff fröhlicher und lebendiger. Das aktiviert einen zusätzlichen Bereich im Gehirn und der Stoff wird langfristiger gespeichert.“ So berichten ihm Menschen, die jahrelang wenig mit Mathe zu tun hatten, dass sie zum Beispiel die pq-Formel wegen des Liedes immer noch kennen.
Manchmal muss man sich einfach durchbeißen
Einen Grund, warum Mathe so vielen Schülerinnen und Schülern Probleme bereitet, sieht Johann darin, dass das Fach stark aufeinander aufbaut und Lücken kaum verzeiht. „Nehmen wir an, ich brauche zehn vorherige Einzelschritte, um ein neues Thema zu verstehen. Wenn ich dann hinterherhinke, muss ich bei jedem Einzelschritt länger überlegen und bekomme irgendwann nicht mehr alles zusammen. Die Leistungsunterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern werden dann immer größer.“ Das stelle Lehrkräfte vor Herausforderungen. „Schaffe ich es, meinen Unterricht gut für die Spitze zu machen, gut für die Mitte und gut für die, die noch mehr Unterstützung brauchen? Das sind ja ganz verschiedene Dinge, wie man etwas im Unterricht gut oder schlecht vermitteln kann.“
Dazu kommt: Schülerinnen und Schüler klagen darüber, dass ihnen Mathematik oft zu abstrakt ist, weil Ihnen der Bezug zur eigenen Lebenswelt fehlt. Dazu sagt Johann: „Es entsteht der Eindruck, Mathematik funktioniert nur, wenn man die Welt so abstrahiert hat, dass es mit der echten Welt nichts mehr zu tun hat. Eigentlich ist die Mathematik aber dazu da, alles beschreiben zu können, was wir beobachten. Und meistens kann man Mathe auf Beispiele aus der Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler gut anwenden. Aber das passiert zu wenig.“ Es sei wichtig, dass man Aha-Momente und Freude erlebt, um davon zu zehren. „Manchmal muss man sich aber einfach durchbeißen“, so DorFuchs. „In Mathe gibt es viele Dinge, die zunächst völlig unklar sind, und wenn ich im Rückspiegel darauf schaue, sind sie völlig klar.“
In unserem Podcast „Die letzte Reihe“ erzählt Johann außerdem darüber, wie man mit YouTube Geld verdienen kann, was er für die Zukunft plant und was Mathematik mit seinem christlichen Glauben zu tun hat.