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„Schon Babys haben Freude an Büchern“

Immer mehr Grundschulkinder in Deutschland haben Schwierigkeiten beim Lesen: Das zeigt die internationale IGLU-Studie, die die Lesekompetenz von Viertklässlern untersucht und vergleicht. Was Eltern tun können, um das Lesenlernen von Anfang an zu fördern, darüber haben wir mit Susanne Keßler gesprochen, Germanistin und Expertin für Lese-Rechtschreib-Schwäche.

Susanne Keßler - Germanistin und Expertin für Lese-Rechtschreib-Schwäche

Was können Eltern tun, damit ihr Kind gut lesen lernt?

Vielen Schwierigkeiten, die Kinder beim Lesenlernen haben können, lässt sich ganz einfach vorbeugen: indem in der Familie ganz selbstverständlich gelesen wird – und natürlich auch vorgelesen wird. Manche Eltern denken, das geht erst im Kindergartenalter los, aber tatsächlich kann man gar nicht früh genug damit anfangen. Schaut man gemeinsam Bilderbücher an, fördert das den Wortschatz und die gesamte Sprachentwicklung. Schon Babys haben Freude an Büchern, man kann daher schon ab drei Monaten vorlesen oder gemeinsam Bücher anschauen. Vorlesen regt nebenbei auch die Fantasie der Kinder, das abstrakte Denken und die Kreativität an, auch die Konzentrationsfähigkeit wird gefördert. Dies wird in Zeiten, in denen die digitalen Medien eine immer größere Rolle spielen, zunehmend wichtiger.

Was ist beim Vorlesen wichtig?

Idealerweise sollte das regelmäßige Vorlesen bis in die Grundschulzeit hinein zum Alltag gehören. Wichtig ist auch ein fester Rahmen: so etwas wie die regelmäßige Gute-Nacht-Geschichte am Abend, vielleicht 15 Minuten jeden Tag. Die Vorlesezeit sollte frei von Ablenkungen sein, also auch die Eltern sollten ihre Telefone weglegen oder ausstellen, auch keine anderen Spielsachen sollten in der Nähe liegen. Zum Vorlesen gehört es auch, miteinander zu sprechen – das wirkt sich dann zugleich positiv auf das Miteinander und die Eltern-Kind-Beziehung aus. Wenn vorgelesen wird, sollte auch lebendig gesprochen werden, also mit verschiedenen Stimmen, mal laut, mal flüsternd und mit Gestik und Mimik untermalt. Und: Kinder sollten auch erleben, dass Eltern selbst lesen, denn dann machen sie es nach.

Lesen lernen: Mutter liest Kind vor

Welche Bücher und Geschichten eignen sich zum Vorlesen?

Sie sollten vor allem zum Alter und den Interessen des Kindes passen. Bei Babys beginnt man am besten mit klassischen Bilderbüchern mit wenig Text. Gut sind später Geschichten, in denen die Kinder sich wiederfinden können. So können die Geschichten auch auf den Jahresverlauf abgestimmt sein und zur Jahreszeit oder den jeweiligen Festen wie Weihnachten passen. Was sich immer lohnt, ist ein Besuch in der örtlichen Stadtbücherei, wo die Kinder auch selbst herumstöbern können.

Was sollten Eltern tun, wenn sie merken, dass ihr Kind nicht gut oder nicht gern liest?

Haben Eltern den Eindruck, dass das Kind schlechter lesen lernt als andere Kinder, sollte der Kontakt zur Lehrkraft gesucht werden – gemeinsam kann dann überlegt werden, welche Unterstützung nötig ist. Sollte der Verdacht bestehen, dass eine Lese-Rechtschreib-Schwäche vorliegt, sollte das möglichst früh abgeklärt werden. Da Lesefähigkeit nicht nur für den Schulerfolg, sondern auch für die Teilhabe an der Gesellschaft so wichtig ist, sollte das nicht auf die lange Bank geschoben werden.

Und wenn ein Kind zwar lesen kann, aber wenig Lust dazu hat?

Hier gilt es, immer wieder Angebote zu machen – aber natürlich gibt es individuelle Unterschiede und nicht jedes Kind hat das gleiche Interesse daran. Motivieren können zum Beispiel niedrigschwellige Angebote in der Kita, Schule oder auch in der Bücherei: schön gestaltete Leseecken, viele unterschiedliche Lesematerialien. Oder auch Lesespiele oder Events wie eine Lesenacht.

Vielen Dank für das Gespräch und die Tipps!

Mehr zum Thema:

Auf unserer Seite www.studienkreis.de/leselust finden Sie viele Vorlese- und Buchtipps – unter anderem fünf Videos mit Tipps zum Vorlesen in der Adventszeit. Es liest der bekannte Schauspieler und Synchronsprecher Charles Rettinghaus.

Ein Kommentar zu “„Schon Babys haben Freude an Büchern“”

  1. Von Joana am Nov 30, 2023

    Oft hindern auch Augenprobleme das Lesen.
    Inneres Schielen oderAugen die auf die Zeile fokussieren können, Augen, die nicht prallel sehen.
    Bitte dies beachten!

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