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Was tun bei LRS und Rechenschwäche? Tipps und Infos zum Tag der Legasthenie und Dyskalkulie

Etwa jedes zehnte Kind hat besondere Probleme beim Lesen-, Schreiben- oder Rechnenlernen. Der „Tag der Legasthenie und Dyskalkulie“ am 30. September soll auf diese spezielle Lernproblematik und den besonderen Förderbedarf von Schülerinnen und Schülern mit LRS und Rechenschwäche hinweisen.

Der Tag wurde vom Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. (BVL) und der Deutschen Kinderhilfe e.V. ins Leben gerufen. Durch Aktionen und Aufklärungskampagnen wird ganz besonders auf die noch immer unbefriedigende Situation von Kindern mit Legasthenie oder Dyskalkulie aufmerksam gemacht.

Legasthenie und Dyskalkulie – Was ist das eigentlich?

Unter „Legasthenie“ werden erhebliche und lang anhaltende Probleme beim Lesen- und/oder Schreiben verstanden, die bei normal begabten Kindern auftreten und nicht durch unzureichende Lernbedingungen oder Erkrankungen bedingt sind. Im schulischen Bereich wird häufiger die Bezeichnung „LRS“ für alle Ausprägungen von Lese- Rechtschreibschwierigkeiten verwendet.

„Dyskalkulie“ oder „Rechenschwäche“ bezeichnet erhebliche Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens, insbesondere bezogen auf die Grundrechenarten. Auch hier ist es so, dass die Beeinträchtigungen beständig und nicht durch mangelnde Intelligenz oder körperliche Beeinträchtigungen verursacht sind.

Kinder mit Legasthenie oder Dyskalkulie sind nicht krank, nicht faul und nicht dumm. Sie benötigen aufgrund ihrer individuellen Lernproblematik jedoch die nötige Zeit, die richtige Hilfestellung und vor allem auch Verständnis und Motivation beim Lernen. Denn allzu häufig geraten sie in einen Teufelskreis, der aus Misserfolgserlebnissen, mangelndem Selbstbewusstsein und Ängsten besteht – und oft bis hin zu körperlichen Phänomenen wie Bauch- oder Kopfschmerzen führen kann.

Wichtig ist daher, dass diese Kinder frühzeitig eine passgenaue Förderung bekommen, die ihnen hilft, aus dem Teufelskreis zu entkommen. Doch woran erkennt man, dass ein Kind betroffen ist und Hilfe benötigt?

Woran man LRS erkennen kann

Es gibt keine „typischen LRS-Fehler“, sondern es kommt auf die Häufigkeit der Fehler und die fehlenden Fortschritte – trotz regelmäßigen Übens – an.

  • Schreibt das Kind sehr viele Wörter falsch?
  • Verwechselt es oft Buchstabenfolgen (aus Haus wird Huas)?
  • Lässt das Kind Buchstaben beim Schreiben weg?
  • Vergisst es oft Silben?
  • Vertauscht das Kind optisch ähnliche Buchstaben (b / d / p / b)?
  • Hat das Kind Mühe, auch nur kurze Texte sinnverstehend zu lesen?
  • Zeigt es häufig Lustlosigkeit besonders bei Hausaufgaben, bei denen gelesen und geschrieben werden muss?

Bei der Einschätzung der Probleme müssen natürlich immer das Alter das Kindes und die besuchte Klassenstufe berücksichtigt werden. Denn jeder Schüler macht im Laufe seiner Lerngeschichte Fehler. Problematisch wird es, wenn bestimmte Fehler über einen längeren Zeitraum immer wieder gemacht werden. Aber aufgepasst: Häufig können sich Schwierigkeiten auch aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen wie Hör- oder Sehproblemen entwickeln – dies muss natürlich durch einen Fachmann abgeklärt werden.

Woran man Dyskalkulie erkennen kann

Grundsätzlich zeigen sich bei rechenschwachen Kindern zumeist drei Hauptschwierigkeiten:

  1. Das Kind benötigt noch lange Veranschaulichungsmittel, z.B. Rechenketten, Plättchen oder den Zahlenstrahl, um Rechenaufgaben überhaupt lösen zu können.
  2. Das Kind rechnet schematisch, ohne eine Vorstellung von Zahlen oder Mengen zu haben.
  3. Das Kind versucht, alle Aufgaben durch Zählen in Einerschritten zu lösen.

Diese Schwierigkeiten zeigen, dass Kinder mit Dyskalkulie Rechenvorgänge noch nicht ausreichend begreifen und stattdessen Ersatzstrategien verwenden. Lassen sich z. B. folgende Auffälligkeiten beobachten?

  • Verwechselt das Kind die Grundrechenarten: plus statt minus, mal statt geteilt?
  • Hat es Probleme mit Größenvergleichen von Zahlen (18 wird größer angesehen als 23)?
  • Verdreht das Kind beim Sprechen oder Schreiben mehrstellige Zahlen (84 statt 48)?
  • Verwendet es auch im höheren Zahlenraum die Finger oder andere Hilfsmittel als Zählhilfe (versteckt oder offen)?
  • Hat es keine Vorstellung von Stellenwertigkeiten bei Zahlen (z. B. 50 + 4 = 90)?
  • Kann das Kind die Uhr nicht lesen? Fällt ihm der Umgang mit Geld schwer?
  • Bleiben trotz fleißigen Übens die Erfolge in Mathematik aus?

Rechtzeitig Hilfe suchen und individuell fördern

Wichtig ist, dass die Lernschwierigkeiten des Kindes früh erkannt werden, noch ehe sich aufgrund der ständigen Misserfolge tiefergehende Störungen entwickeln. Daher ist es unerlässlich, rechtzeitig ins Gespräch mit dem Fachlehrer oder der Fachlehrerin zu gehen. Denn sie/er kann am besten einschätzen, wie sich das Kind schulisch entwickelt und wie erheblich die Schwierigkeiten sind.

Um genau abzuklären, ob eine LRS oder Dyskalkulie vorliegt, sollte eine umfassende Diagnostik anhand eines pädagogischen Tests erfolgen. Hier wird festgestellt, wie stark der Lernstand des Kindes vom Leistungsniveau der Klasse abweicht, wo genau die Schwierigkeiten liegen und wie optimal gefördert werden kann. Bei Kindern mit LRS oder Dyskalkulie reicht eine Nachhilfe nicht aus, um die Lücken zu schließen und den Lernstoff aufzuholen. Eine LRS- bzw. Rechenschwäche-Förderung geht viel tiefer und baut zunächst die fehlenden Grundlagen auf. Dazu kann es sogar nötig sein, dass etwa ein Dritt- oder Viertklässler noch einmal den Lernstoff des ersten Schuljahres aufarbeiten muss. Auch wenn dies wie ein „Rückschritt“ erscheint, so ist es jedoch unerlässlich, um eine solide Grundlage für alle weiteren Lerninhalte zu schaffen. Denn nur so kann das Kind Selbstvertrauen und Spaß am Lernen wiedergewinnen.

Zu Hause gilt: Motivieren, unterstützen, belohnen

Daher ist es auch umso wichtiger, dass die betroffenen Kinder zu Hause in der Familie emotionale Unterstützung sowie Motivation, Lob und Erfolgserlebnisse erfahren. Ständiges Pauken oder Ermahnungen bringen dabei wenig. Viel wichtiger ist es, dass das Kind einen Ausgleich zum oft sehr belastenden Schultag hat – etwa durch Sport, gemeinsames Spielen und schöne Erlebnisse in der Freizeit. Das Selbstbewusstsein sollte schrittweise wieder aufgebaut werden. Dies funktioniert aber nur, wenn die Messlatte nicht zu hochgelegt wird und auch kleine Erfolge gewürdigt werden.

Noch mehr Informationen und praktische Tipps, wie Kinder mit LRS und Dyskalkulie gefördert werden können, finden Sie in der Broschüre – Weder faul noch dumm.

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