Lernentwicklungsgespräche Tipps: Was sie bringen und wie Eltern dazu beitragen können
Schule ist für viele Eltern eine Blackbox: Was der Nachwuchs erlebt, nachdem er morgens das Haus verlässt, kommt allenfalls häppchenweise zuhause an. Den Lehrkräften geht es umgekehrt: Sie kennen die Kinder nur in der Schule und wissen wenig darüber, wie das Lernen zuhause abläuft und was die Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit bewegt. In Lernentwicklungsgesprächen sitzen Kinder, Lehrende und Erziehende gemeinsam am Tisch und loten die nächsten Schritte für die Lernentwicklung aus. Am meisten bringen die Gespräche, wenn alle Beteiligten konstruktiv und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Lernentwicklungsgespräche vorbereiten und führen können.
Lernentwicklungsgespräch, Elternsprechtag, Lernstandsgespräch – der regelmäßige Austausch zwischen Lehrkräften, Eltern und Schüler*innen hat verschiedene Namen und läuft von Schule zu Schule und Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ab. Allen Formaten gemeinsam ist das Ziel, einen genauen Blick auf die individuelle Lernentwicklung einer Schülerin oder eines Schülers zu werfen. Und festzulegen, was sinnvolle nächste Schritte in dieser Entwicklung sind. Häufig füllen Kinder und Lehrkräfte vorab einen Fragebogen zum Lernverhalten aus, um dann im Lernentwicklungsgespräch ihre Eindrücke abzugleichen. Ebenfalls weit verbreitet ist die Praxis, Lernziele am Ende schriftlich festzuhalten.
So wichtig die Gespräche in der Theorie sind, so zäh verlaufen sie oft in der Praxis. Vielen Kindern bereitet es Stress, im Mittelpunkt zu stehen. Gerade Jüngeren fällt zudem nicht leicht, ihr Lernen zu reflektieren und darüber zu sprechen. Und auch auf Eltern kann das Gespräch mit der Lehrkraft einschüchternd wirken. Die richtige Vorbereitung trägt dazu bei, dass trotzdem ein gewinnbringender Austausch entsteht. Mit unseren folgenden Tipps zum Lernentwicklungsgespräch können Sie gut vorbereitet in den nächsten Termin gehen.
1. Auf das Lernentwicklungsgespräch vorbereiten
Spätestens wenn der Termin für das Gespräch vereinbart ist, sollten Eltern anfangen, ihre Fragen und Anliegen zu sammeln. Drei Aspekte können zur Vorbereitung beitragen:
- Die eigenen Beobachtungen der vergangenen Wochen noch einmal in Erinnerung rufen und überlegen: Wie lange sitzt das Kind an den Hausaufgaben? Wirkt es in bestimmten Fächern unzufrieden? Wie wohl scheint es sich in der Klassengemeinschaft zu fühlen? Steht es unter hohem Druck?
- Mit dem Kind sprechen: Liegt ihm etwas auf dem Herzen? Möchte es vielleicht, dass die Eltern bestimmte Punkte ansprechen?
- Informiert sein: Das letzte Zeugnis sollten Eltern kennen, am besten auch die Entwicklung über mehrere Zeugnisse hinweg. Ebenso sollten Eltern über anstehende Prüfungen oder Praktika im Bilde sein.
Hilfreich ist es, alle Fragen vorher zu notieren und den Zettel mit ins Lernstandsgespräch zu nehmen, damit nichts untergeht.
2. Im Gespräch: Das Kind ist die Hauptperson
Auch wenn der Austausch mitunter „Elterngespräch“ heißt, gilt: Ist das Kind dabei, dann ist es die Hauptperson. Die Lehrkräfte wenden sich in der Regel direkt an die Schülerin oder den Schüler und sprechen zunächst über die Stärken, die das Kind mitbringt, dann über mögliche Schwächen. Die Eltern hören dabei vor allem zu – ihre eigenen Fragen können sie im Anschluss stellen. Sie dürfen sich aber ins Gespräch einschalten, um Beobachtungen der Lehrkräfte zu ergänzen oder um einzuschätzen, ob Lernvorhaben realistisch und umsetzbar sind. Hilfreich ist, wenn sich die Eltern dabei ebenfalls direkt an ihr Kind wenden. Also nicht an die Lehrerin gewandt: „Das schafft sie nie“, sondern ans Kind: „Überleg noch mal genau, ob du das schaffen kannst.“
Wenden sie sich doch einmal direkt an die Lehrkraft, dann sollten Eltern unbedingt vermeiden, ihr Kind bloßzustellen. Äußerungen wie „Wir haben schon alles versucht, aber sie ist wahnsinnig stur und weigert sich zu lernen“ sind verletzend für das Kind und führen nicht zum Ziel.
3. Realistische Lernziele setzen
Zum Gespräch über zukünftige Lernziele gehört, dass sich Lehrkraft und Kind darüber verständigen, wie ein Ziel erreicht werden kann und woran sich der Erfolg misst. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass nicht nur vereinbart wird, dass das Kind in Zukunft besser Vokabeln lernt. Vielmehr sollte auch zur Sprache kommen, wann, in welchem Umfang und mit welcher Methode das realistisch geschehen kann. Haben Eltern den Eindruck, dass diese Fragen nicht ausreichend besprochen werden, sollten sie nachhaken („Hast du verstanden, was du in Zukunft anders machst als vorher?“). Je klarer nach dem Gespräch die nächsten Schritte skizziert sind, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
4. Was tun bei Konflikten?
Nicht immer herrschen zwischen Schule und Elternhaus reine Harmonie und gegenseitige Anerkennung. Möglicherweise sind Eltern mit den Unterrichtsmethoden unzufrieden, finden den Anspruch zu hoch oder die Bewertungen unfair. Vorwürfe und persönliche Anschuldigungen bringen trotzdem wenig – außer einem schwierigen Verhältnis zwischen Lehrkräften und Eltern. Zielführender ist es, Kritik respektvoll und wertschätzend vorzubringen. Eigene Beobachtungen und „Ich-Botschaften“ bringen auf den Punkt, warum Eltern unzufrieden sind. Weitet sich der Konflikt dennoch aus, kann es ratsam sein, das Gespräch freundlich abzubrechen und zu einem späteren Zeitpunkt weiterzuführen.
5. Nach dem Lernentwicklungsgespräch
Für Eltern und Kind gleichermaßen wichtig ist eine kurze Besprechung nach dem Termin: Sind alle zufrieden? Sind alle wichtigen Themen zur Sprache gekommen? Weiß das Kind, was die nächsten Schritte sind? Sind noch Fragen offengeblieben, sollten sich Eltern nicht scheuen, erneut das Gespräch zu Lehrer oder Lehrerin zu suchen – nicht alle Fragen lassen sich im engen Zeitrahmen eines Lernentwicklungsgesprächs abschließend klären.