Lehrer dringend gesucht: Quereinsteiger sollen die Lücken füllen
Unterrichtsausfall, große Klassen, überarbeitete Pädagogen: Die Folgen des Lehrermangels sind an Schulen aller deutschen Bundesländern zu spüren. Vor allem an Grundschulen fehlen Lehrerinnen und Lehrer, doch zunehmend trifft es auch die weiterführenden Schulen. Denn die Anzahl der Schüler steigt seit Jahren deutlich schneller als die Prognosen der Kultusministerkonferenz. Der Grund? Es werden wieder mehr Kinder geboren, dazu kommen hohe Zuwanderungsraten. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2017 könnten im Jahr 2025 gegenüber heute 24.100 Grundschullehrer fehlen, wenn die Klassengröße nicht steigen soll. Schon im vergangenen Sommer blieben nach einer Erhebung der Süddeutschen Zeitung bundesweit 3.300 Lehrerstellen unbesetzt. Der Lehrermangel wird schon lange diskutiert, aber wie ist der aktuelle Stand?
Konkurrenz der Bundesländer
Die Politik muss dringend auf den Lehrermangel reagieren, und sie tut es auf zwei unterschiedliche Weisen: Der erste ist wenig hilfreich. Denn es ist eine Konkurrenz zwischen den Bundesländern um Lehrer entstanden, in der manche Länder versuchen, ihr Problem durch bessere Bedingungen zu lösen – Stichwort Einkommen oder auch Verbeamtung. Kurzfristig kann das vielleicht einzelnen Bundesländern helfen. Doch langfristig schadet diese Konkurrenz dem Schulsystem, denn strukturschwache Länder werden so auch bei der Lehrersuche benachteiligt.
Quereinsteiger als Lösung?
Die zweite Lösungsstrategie, die etwa Berlin – wo aktuell 500 Lehrer fehlen – oder auch Hamburg und weitere Länder verfolgen, setzt stark auf Quereinsteiger. So dürfen Schulen, die nicht alle Stellen besetzen können, in Berlin künftig aus Lehrerstellen Positionen für andere pädagogische Fachkräfte machen, also pädagogische Unterrichtshilfen, Betreuer oder Sozialarbeiter einstellen. Auch Masterstudenten sollen – nach dem Motto „Unterrichten statt Kellnern“ – mit befristeten Verträge für ein halbes oder ein ganzes Jahr eingestellt werden dürfen. Quereinsteiger können sich mittlerweile relativ leicht für den Lehrerberuf weiterbilden. In Berlin erhalten sie zudem künftig in den ersten acht Wochen ihrer Unterrichtstätigkeit Begleitung und Beratung durch Coaches oder erfahrene Lehrer.
Und noch einen Vorstoß will Berlin auf die bundesweite Bildungsagenda bringen und ist dazu auch mit Hamburg und Bremen im Gespräch: Geht es nach der Hauptstadt, sollen Quereinsteiger auch mit nur einem Unterrichtsfach fürs Lehramt zugelassen werden. Denn oft wird der Einstieg dadurch erschwert, dass reguläre Lehrer zwei Fächer studiert haben müssen. Diese Vorschrift will Berlin auf der Ebene der Kultusministerkonferenz in Frage stellen.
Doch sind Quereinsteiger die Lösung für den Lehrermangel? Die Antwort ist zweischneidig. Fraglich ist, ob eine pädagogische Qualifizierung immer so schnell erreichbar ist, wie für einen guten Unterricht notwendig wäre. Nicht jeder Quereinsteiger ist vermutlich ein pädagogisches Naturtalent. Zugleich gilt jedoch: Fachleute, die nicht Pädagogik studiert haben, können auch eine Bereicherung sein. Schon jetzt sind viele von ihnen außerhalb der Schulen erfolgreich pädagogisch tätig, beispielsweise an Nachhilfe-Instituten. Entscheidend ist hier die Vorbereitung, die sie vor ihrem Einstieg erfahren.
Langfristig den Lehrermangel beheben
Klar ist aber auch: Langfristig müssen systematisch mehr Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden, es braucht mehr Studienplätze. Hier wurde die Entwicklung offenbar lange Zeit „verschlafen“. Einige Bundesländer haben mittlerweile ihre Kapazitäten allmählich hochgefahren. Doch gerade mit Blick auf die Konkurrenz der Ländern untereinander sollte es hier eine gemeinsame Anstrengung geben und eine ausreichend große. Denn Schulen brauchen gute und genug Lehrer, um ihren Bildungsauftrag erfüllen zu können. Fehlen auf Dauer zu viele, leidet das ganze Bildungssystem – und jeder einzelne Schüler, der davon betroffen ist.
Von Sarina Schneider am Aug 7, 2018
Auch in anderen Ländern ist der Lehrermangel immens.. Leider werden in Deutschland nicht so viele Englischlehrer gesucht, sondern eher Mathe und Latein. Ich habe mich jetzt dazu entschieden nach einigen Monaten Rundreisen einen Ort für mich auszusuchen und dort als Lehrkraft auf Englisch zu arbeiten. Vielleicht ist es nicht für immer, aber immerhin bis sich der Arbeitsmarkt in Deutschland beruhigt hat.