I love my phone! – Auch im Schulunterricht!
Nahezu jeder Schüler ab zwölf Jahren besitzt ein eigenes Handy. Mit der flächendecken Verbreitung der mobilen Telefone haben sich diese schnell zu einem Problem für die Schulen entwickelt. Das Handy ist ein Statussymbol für Kinder und Jugendliche und muss überall dabei sein – auch in der Schule. Und ein Handy bietet vielfältige Möglichkeiten der Ablenkung vom Unterricht …
Das Handy bietet vielfältige Ablenkungsmöglichkeiten
Haben sich Schüler früher lediglich mit gegenseitigen Zettelbotschaften Kurzweil in der Schulstunde verschaffen können, ermöglichen heutzutage Handys und vor allem Smartphones eine weitaus größere Bandbreite an Ablenkung vom Unterricht. SMS schreiben, Facebook checken oder im Internet surfen ist für viele Schüler interessanter und weit wichtiger als dem Lehrer zuzuhören. Zum Teil werden sogar Anrufe während der Schulstunde entgegengenommen. Die Einwände der Lehrer, warum das Handy im Unterricht nichts zu suchen hat, stoßen bei den Kindern und Jugendlichen vielfach auf Unverständnis oder führen zu endlosen Diskussionen zwischen Schülern und Lehrern während der Schulstunde. Ein normaler Unterrichtsbetrieb ist so kaum noch möglich. Und nicht nur das ist ein Problem: Handys bieten auch viel effektivere Möglichkeiten zur Schummelei in Klassenarbeiten, Prüfungen und Tests. Außerdem öffnen sie einer ganz anderen Form des Mobbings von Mitschülern und Lehrern (Cybermobbing) Tür und Tor als dies früher der Fall war: Denn ein Foto oder Video vom Lehrer, der sich gerade aufregt, oder dem ungeschickten Mitschüler ist schnell gemacht und im Internet hochgeladen.
Aktuelle Lösung: Verbote
Um dem Problem Herr zu werden, setzen die meisten Schulen auf Verbote. Dabei wird immer wieder auch der Ruf nach einem generellen Handyverbot in der Schule laut. Doch das ist juristisch nicht durchzusetzen. Das Mitbringen eines Handys in die Schule kann nicht untersagt werden, weil der Schüler vor und nach der Schule über sein Mobiltelefon erreichbar sein darf.
Viele Schulen verbieten allerdings die Handynutzung im Unterricht und ahnden das Mitbringen eines mobilen Telefons zu Prüfungen und Tests als Täuschungsversuch. Verstoßen Schüler gegen diese Regeln, werden die Handys häufig vom Lehrer einkassiert und erst nach dem Unterricht wieder herausgegeben. Mitunter müssen die Schüler dazu sogar mit den Eltern beim Direktor erscheinen. Eine für das Lehrpersonal extrem nervige und zeitaufwendige Angelegenheit. Gleichzeitig gilt: Eine prophylaktische Wegnahme der mobilen Telefone vor der Schulstunde ist nicht möglich. Erst wenn der Schüler beim Regelverstoß ertappt wird, darf der Lehrer das Handy einziehen.
Der heimlichen Handynutzung ist damit allerdings kein Riegel vorgeschoben. Für viele Schüler ist es einfach zu verlockend, wenn das mobile Telefon lautlos vor sich hinvibriert und die Spannung ist nahezu unerträglich, wer denn da wohl etwas von einem will und was es für Neuigkeiten gibt. Man könnte ja etwas verpassen! Und schließlich gilt: Wenn man sich nicht erwischen lässt …
Neue Wege der Handynutzung in der Schule
Seit einiger Zeit verfolgen ein paar Schulen einen neuen Ansatz, um dem Problem Herr zu werden: Die Integration des Handys in den Unterricht. Das mobile Telefon wird dabei gezielt zu Unterrichtszwecken eingesetzt. Das hat auch den Vorteil, die schlechte technische Ausstattung der Schulen umgehen und moderne Multimedia-Geräte zum Lernen nutzen zu können, ohne dass die Schulen für deren Anschaffung Ausgaben tätigen müssen. Außerdem kann so auch der Aspekt Medienerziehung in den Schulunterricht mit eingebunden werden.
Folgende Fragen stellen sich jedoch auch hierbei:
Wird sich mit dieser Art der Handynutzung im Schulunterricht deren privater Gebrauch wirklich eindämmen lassen? Oder wird auf diesem Weg nicht offiziell die Möglichkeit geschaffen, das Handy offen auf dem Tisch liegen zu haben und auch private Dinge zu erledigen, weil Privates für viele Schüler einfach immer interessanter ist als der Schulstoff?
Und was ist mit Schülern, deren Eltern es nicht einsehen oder kein Geld haben, ihr Kind mit einem teuren Smartphone auszustatten? Wie sollen sie den Unterricht bestreiten und welche Reaktionen sind von den Mitschülern zu erwarten, wenn jemand aus der Klasse nicht „mithalten“ kann?
Was ist Ihre Meinung dazu? Gibt es eine überhaupt eine Lösung?