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Unter Artenschutz: das Arbeiterkind an der Uni

Das Arbeiterkind - nur selten an der Uni zu findenDer aus dem Arbeitermilieu des Ruhrgebiets stammende Autor dieser Zeilen stellt immer wieder fest, welch ein Glückspilz er doch ist. Trotz bildungsferner Herkunft waren der Besuch des Gymnasiums im Stadtteil und das anschließende Studium an der vor der elterlichen Haustür in den 60ern gebauten Ruhr-Uni schon beinahe etwas ganz Normales. Doch die Zeiten der Bildungsrevolution der 60er und 70er Jahre scheinen endgültig vorbei zu sein. Trotz einer Rekordzahl von 2,5 Millionen Studenten schafft es ein Arbeiterkind nur noch selten an die Hochschule.

Die mangelnde Chancengleichheit lässt sich schon sehr früh nachweisen. Der von der Bertelsmann-Stiftung im Juni 2013 veröffentlichte „Chancenspiegel“ sagt aus: Viertklässler aus bildungsfernen Elternhäusern liegen in ihren Leseleistungen durchschnittlich ein Jahr hinter den Kindern aus der Oberschicht. Die Grundschule ist also offenbar nicht in der Lage, Defizite auszugleichen, die sich aus dem familiären Umfeld ergeben. Sind die Weichen nach der Grundschule einmal gestellt, fällt es zudem schwer, nachträglich aufzusteigen. Die Durchlässigkeit des Schulsystems ist in erster Linie nach unten gegeben. Auf einen Aufsteiger in unserem Schulsystem kommen vier bis fünf Absteiger. Und wenn es ein Arbeiterkind dennoch bis zur Hochschulreife geschafft hat, ist das Studium trotzdem nicht selbstverständlich. Die Hälfte derer, die eigentlich dürften, schreckt vor dem Studium zurück – teilweise aus Angst vor finanziellen Risiken.

Das Arbeiterkind an der Uni – Spenden für eine aussterbende Art

Dabei geht es nicht nur um so edle Werte wie Gerechtigkeit. In uns, die wir aus „kleinen Verhältnissen“ stammen, haben die Eliten immerhin eine ungenutzte „Humankapital-Ressource“ wiederentdeckt. Vielleicht ist das die Chance, eine aussterbende Art zu erhalten: das Arbeiterkind an der Uni. Kurios: Weil offenbar die öffentlichen Förderinstrumente wie Bafög und Co. versagen, bilden sich inzwischen private Initiativen zur Arterhaltung. So zum Beispiel die mehrfach ausgezeichnete private Organisation ArbeiterKind.de. Sie will Schülerinnen und Schülern aus einfachen Verhältnissen den Weg an die Uni erleichtern. Man kann dort Mentor werden oder einfach nur spenden. Wer also nach der Überweisung an den Tierschutzverein noch etwas Kleingeld übrig hat: Die Humankapital-Ressource wird es danken.

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