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Mädels-Abend I: Wie kommt das Kind am besten zur Schule?

Sicherer Schulweg - nicht immer muss es das Auto sein.Meine Freundin Sabine ist Lehrerin und regt sich regelmäßig über Eltern auf, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, obwohl der Schulweg ja gar nicht lang sei. Beim letzten Mädels-Abend war es wieder soweit.

Sabine: „Jeden Morgen das Gleiche auf dem Weg zur Arbeit: An jeder Schule, an der ich vorbeikomme, das totale Chaos. Ich komme kaum vorwärts und muss wahnsinnig aufpassen, weil die Eltern einfach ü b e r a l l anhalten: auf dem Bürgersteig, in der Bushaltebucht, in Einfahrten oder in zweiter Reihe auf der Straße – geht ja auch nicht anders, bei dem Massenansturm! Dann reißen sie einfach die Autotüren auf, ohne auf die anderen Verkehrsteilnehmer zu achten, steigen aus, laufen auf der Straße rum, lassen die Kinder raus – gerne auch zur Straßenseite – holen noch Tornister, Sporttasche, Malzeug und anderen Kram aus dem Kofferraum, drücken das dem Kind – das übrigens auch noch nicht ganz wach zu sein scheint – in die Hand. Dann kommt noch der obligatorische Abschiedsschmatz und sie brausen wieder davon! Die gucken nicht rechts und nicht links! Dazwischen dann auch noch Fußgänger, Hundespaziergänger, öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradfahrer und weitere Verkehrsteilnehmer. Das ist so ätzend und für alle total gefährlich!“

Die Wichtigkeit über den Weg zur Schule

An der Schule, an der Sabine arbeitet, sieht es auch nicht anders aus.
Sabine: „Wir Lehrer appellieren jetzt an die Eltern, ihre Kinder zu Fuß zur Schule zu schicken!“
Anna: „Und wie begründet ihr das?“
Sabine: „Laufen ist total gut für die Kinder! Da gibt es ganz viele Gründe:

  • Bewegung an der frischen Luft ist gut für die Abwehrkräfte und beugt Haltungsschäden und Übergewicht vor. Kinder, die sich bewegen, sorgen für den richtigen Wechsel zwischen körperlicher und geistiger Betätigung. Der Kreislauf kommt während des Laufens in Gang, sie sind wacher und es fällt ihnen leichter, in den Schulstunden stillzusitzen und sich zu konzentrieren.
  • Den Schulweg ohne die Eltern zu meistern, ist ein Erfolgserlebnis für die Kinder. Etwas ohne Hilfe zu schaffen, fördert die Eigenständigkeit und das Selbstvertrauen.
  • Je mehr Kinder zur Schule laufen, desto weniger Autos sind unterwegs und desto sicherer wird der Schulweg. Gleichzeitig lernt das Kind seine Umgebung bewusster wahrzunehmen, kann sich besser orientieren und trainiert, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden.
  • Mit anderen zur Schule zu laufen, ist ein Erlebnis und fördert das Sozialverhalten. Die Kinder lernen sich außerhalb der Schule besser kennen, erleben gemeinsam etwas und lernen auch voneinander.
  • Je weniger Autos auf den Straßen sind, desto weniger schädliche Abgase gelangen in die Umwelt und desto sauberer ist die Luft, die die Kinder auf dem Schulweg einatmen.
  • Wenn das Kind selbst zur Schule läuft, fallen auch Zeitdruck, Hektik und Stau für die Eltern weg. Sie müssen nicht auf die Uhr schauen, damit das Kind rechtzeitig in der Schule ankommt und können das Verkehrsgewühl vor den Schulen meiden.

Anna: „Ich habe aber Angst, mein Kind zu Fuß zur Schule zu schicken. So ganz ungefährlich ist es auf der Straße ja nicht – mit den ganzen Autos. Die passen ja auch nicht so richtig auf die Kinder auf.“
Sabine: „Ach was, wenn man den Schulweg vorher mit dem Kind lange genug übt, ihm die Gefahrenstellen zeigt und erklärt, wie es sich dort zu verhalten hat, funktioniert das alles. [Tipps und Hinweise, wie Ihr Kind sicher zur Schule kommt.] Du solltest natürlich schon darauf achten, dass dein Kind die nötige Sicherheitsausrüstung hat. Also Taschen und Kleidung mit Reflektoren, damit es im Dunkeln gut zu sehen ist. Und außerdem kann es sich ja auch mit anderen Kindern verabreden, die den gleichen Schulweg haben. Dann können die Kinder sich gegenseitig helfen – oder ein Erwachsener geht mit.“

Anna: „Ich weiß nicht, die Kinder lassen sich doch so leicht ablenken. Die kommen doch so bestimmt nicht pünktlich an der Schule an, wenn sie zu Fuß gehen.“
Sabine: „Wenn du dein Kind früh genug losschickst, hat es auch genug Zeit, ein bisschen zu trödeln. Dann ist es nicht schlimm, wenn es erst den Käfer auf dem Bürgersteig beobachten muss. Es kann in Ruhe anhalten und trotzdem ohne Eile rechtzeitig an der Schule ankommen.“

Stefanie: „Wie lang darf denn der Schulweg sein? Ich finde, dass der Weg von uns zur Schule für Juliane zu weit ist, um zu laufen.“
Sabine: „Um die zwei Kilometer Länge sind absolut ok. Das schaffen die Kinder. Wenn sie älter sind, geht auch ein bisschen mehr.“ 

Stefanie: „Und was ist mit dem Fahrrad? Kann es auch damit zur Schule fahren?“
Sabine: „Schwierig. Rechtlich gesehen darf ein Kind auch vor der Radfahrprüfung in der vierten Klasse mit dem Rad zur Schule fahren. Bei uns an der Schule ist das allerdings verboten. Da musst du selbst abwägen, wie gefährlich der Schulweg ist und wie fit dein Kind mit dem Rad im Straßenverkehr ist. Besser ist auf jeden Fall, wenn das Kind auf dem Bürgersteig fährt. Darf es ja auch. Und du solltest den Weg mit dem Rad natürlich auch mit deinem Kind üben.“

Stefanie: „Und Bus und Bahn?“
Sabine: „Das geht auch. Wenn der Schulweg von dir bis zur nächstgelegenen Schule länger als zwei Kilometer ist, hast du sogar Anspruch auf eine kostenfreie – oder ermäßigte Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei Schülern weiterführender Schulen liegt die Grenze bei drei Kilometern. Und wenn der Schulweg besonders gefährlich ist, ist eine kostenfreie oder -ermäßigte Beförderung auch bei kürzeren Strecken möglich. Aber auch Bus- und Bahnfahren solltest du mit deinem Kind üben. Bei uns an der Schule sind auch schon einige Kinder an der falschen Haltestelle ausgestiegen oder haben die letzten Meter Fußweg zur Schule nicht gefunden.“

Alex: „Aber hier in der Großstadt ist es auch leichter. Mein Bruder wohnt mit seiner Familie auf dem Land. Die Grundschule im Dorf wurde zugemacht und zur nächsten ist es viel zu weit, um zu laufen. Schulbusse oder so etwas gibt es da nicht.“
Sonja: „Ja, oder die Tochter von Jennifer. Die ist ja total musikalisch und geht auf eine Schule, die genau das fördert. Die Schule ist aber auch weiter weg.“
Sabine: „Gut, dann geht es natürlich nicht anders als mit dem Elterntaxi. Aber da kann man ja eventuell auch Fahrgemeinschaften bilden.“ 

Sabine hat übrigens selbst einen Sohn, der in die Grundschule geht – Max. Sie wohnt mit ihrer Familie drei Minuten zu Fuß von der Schule entfernt. Wenn Max aus der Haustür kommt, kann er direkt auf dieser Bürgersteigseite bis zur Schule laufen, ohne einmal die Straße überqueren zu müssen. Er ist schneller zu Fuß an der Schule als mit dem Auto. In der Siedlung wohnen außerdem noch andere Kinder, mit denen er gemeinsam zur Schule laufen könnte. Und wie kommt Max zur Schule? Er wird von Sabine mit dem Auto gefahren! Sabines Begründung: „Ich kann auf meinem Weg zur Arbeit auch so fahren, dass ich an der Schule vorbeikomme. Da kann ich Max eben dort absetzen und ich habe ihn morgens ein paar Minuten länger bei mir.“ Ein unschlagbares Argument, meinen Sie nicht?

5 Kommentare zu “Mädels-Abend I: Wie kommt das Kind am besten zur Schule?”

  1. Von Saskia am Mai 2, 2013

    Finde ich es jetzt beruhigend, dass es an anderen Schulen genauso abläuft, wie an unserer Schule?!
    Besonders schätze ich die Eltern, die mitten auf der Straße parken, um ihr Kind so nah wie möglich am Schultor rauszulassen, statt einen der unzähligen, freien Parkplätze zu nehmen.
    Getoppt wird das Ganze noch bei Regen, denn „wind- und wetterfest“ sind unsere Kinder wohl nicht mehr…

  2. Von Stefabnie am Mai 2, 2013

    Die Alternative wäre, das man mehr Parkplätze vor der Schule hat!!!

  3. Von Tanja am Mai 3, 2013

    An der Grundschule meiner Tochter hat die Schulleitung nach langem Hin und Her mit der Stadt nun ein absolutes Halteverbot vor der Schule durchgesetzt. Das Problem ist nur: Viele Eltern scheinen das angebrachte Schild nicht lesen und deuten zu können, oder es interessiert sie nicht …
    Bei uns gibt es natürlich auch Tage, an denen wir unser Kind mit dem Auto abholen, weil wir direkt im Anschluss einen Kieferorthopäden Termin haben oder sonstige andere terminliche Verpflichtungen. Ich sage dann immer vorher, dass ich mit dem Auto ein paar Meter weiter stehe – direkt vor der Schule ist eh kein Durchkommen bei Schulschluss.

    Zudem dachte ich bis vor kurzem auch immer, diese Problem besteht nur bei den Grundschulkindern, weil die noch jünger sind. Als aber meine ältere Tochter (weiterführende Schule) am Bein operiert wurde und sich lange Zeit nur mit Krücken fortbewegen durfte, mussten wir tagtäglich Taxi spielen und sie morgens zur Schule fahren und mittags wieder abholen. Bis dato war sie jeden Tag brav und selbtsverständlich mit Bus und Bahn zur Schule gefahren. Sie können sich nicht vorstellen, was zu Schulbeginn und zu Schulschluss an einer weiterführenden Schule los: Chaos hoch zehn!!!
    Ich habe mich gefragt, ob deren Kinder auch alle Krücken oder andere Krankheiten haben und nicht eigenständig zur Schule fahren können. Dem war aber nicht so. Die Prinzen und Prinzessinen Kinder sprangen putzmunter aus den Autos ihrer Mütter heraus und liefen ebenso wie die Grundschulkinder achtlos auf die Straße.
    Am dritten Tag war nicht nur mir, sondern auch meiner Tochter der Tummult vor der Schule zu anstrengend und sie wollte lieber ein paar Meter vor der Schule rausgelassen werden – trotz Krücken

    Lieber Mütter und Väter von Kindern, die ihre Kinder jeden Tag zur Schule fahren: Ihre Kinder sind groß und alt genug – die schaffen den Schulweg bestimmt auch alleine. Außerdem tut es gut vor der vielen Sitzerei in der Schule ein paar Schritte zu machen und an die frische Luft zu kommen. Die Wege zum Auto reichen da nicht aus. Und die vergessenen Hausaufgaben kann man doch auch viel besser im Bus abschreiben … (Scherz)

  4. Von Lars am Sep 24, 2013

    In Marl hat die Stadtverwaltung jetzt die erste „Eltern-Haltestelle“ nahe einer Grundschule eingerichtet. Rund 250 Meter von der Schule entfernt können Mütter oder Väter in einer gekennzeichneten Zone gefahrlos halten und den Nachwuchs ein- oder aussteigen lassen. Damit soll das morgendliche Verkehrschaos vor dem Schulgebäude entwirrt werden. Viele Eltern ignorieren bislang die Halteverbotsschilder, behindern Schulbusse und gefährden andere Kinder.

    • Von Nina Steincke am Sep 26, 2013

      Hallo Lars,

      auch das ist eine Lösung, die zumindest dazu beitragen kann, die Gefahrensituation vor der Schule zu entschärfen. Ob es funktioniert, wird sich vermutlich erst im Laufe der Zeit zeigen. Ein entsprechender Erfahrungsbericht ist bestimmt interessant.

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