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Studienkreis Blog

Die Inklusion ist da – und nun?

Erinnern Sie sich noch, als die Aktion Mensch noch Aktion Sorgenkind hieß? Das Ziel hat sich nicht verändert: nach wie vor werden Menschen mit unterschiedlichsten Handicaps unterstützt. Was also ist anders? Ganz einfach, aber trotzdem grundlegend: Es ist die Einstellung gegenüber Behinderten. Waren Kinder mit Behinderung früher pauschal eine lebenslange Belastung, ein Schicksalsschlag, eben Sorgenkinder, so weiß man heute, dass intensive Förderung vielen Betroffenen ein weitgehend eigenständiges Leben ermöglichen kann. Die Gesellschaft der Zukunft sollte doch alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten nicht nur akzeptieren, sondern ganz selbstverständlich einbinden, wo immer das möglich ist. Die aktive Teilhabe an der Gesellschaft – die Inklusion – ist dabei ein Gewinn für alle. Sehr nett erklärt dies auch ein Video der Aktion Mensch:

 

Inklusion in der Schule

Der selbstverständliche Umgang von Behinderten und Nichtbehinderten muss natürlich möglichst früh ansetzen, um von Anfang an Unsicherheiten, Missverständnisse, oder sogar Ängste gar nicht erst aufkommen zu lassen. Alle Bundesländer haben sich deshalb mit dem Thema „Inklusion in der Schule“ auseinandergesetzt. Wie in fast allen Bildungsfragen gibt es von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Regelungen. Nur in einem Punkt sind sich alle einig: an der Inklusion führt kein Weg vorbei. Mit dem ersten Schultag ist das gesetzlich verankerte Recht auf Inklusion in NRW seit August 2014 Realität. Aber was heißt das konkret für die Schulen? Was bedeutet es für die Schüler und Eltern? Geht die Förderung weniger Inklusionsschüler zu Lasten der anderen oder profitieren alle davon? Die Angst vieler Eltern ist verständlich – aber ist sie auch berechtigt? Manche Schulen praktizieren Inklusion schon seit einigen Jahren. Haben Sie eigene Erfahrungen gemacht? Wie funktioniert die Inklusion an Ihrer Schule? Worauf gilt es zu achten? Was raten Sie? Wie ist ihre Meinung? Schreiben Sie uns.

Regelungen der Bundesländer

Kennen Sie sich aus? Die Regelungen der einzelnen Bundesländer zur Inklusion finden Sie in unserer Rubrik Schulsysteme.

5 Kommentare zu “Die Inklusion ist da – und nun?”

  1. Von Astrid Degenhardt am Aug 24, 2014

    Mit Beginn des neuen Schuljahres startet die Inklusion. Bisher gab es Integrationsschüler an unserer Schule. Die Inklusion ist sozusagen die Ausweitung der Integration auf Kinder aller „Behinderungsarten“.
    Auf Erfahrungen mit der Inklusion kann ich also nicht zurückgreifen, wohl aber auf verschiedentliche Erfahrungen mit Integrationskindern. Grundsätzlich stehe ich dem sehr positiv gegenüber, weil sich die Anwesenheit gehandicapter Kinder oft sehr positiv auf das Klassenklima und das Sozialverhalten der Kinder auswirkt.
    Ich habe aber umgekehrt auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Integration nicht immer unbedingt positiv auf die Entwicklung des Integrationskindes ausgewirkt hat und diese in der Regelschule nicht immer entsprechend gefördert werden konnten – und das aus sehr unterschiedlichen Gründen. Die meisten davon lassen sich aber, bei allem Wohlwollen von Seiten der Lehrer, Mitschüler und Eltern, unter den Stichworten räumliche und personelle Ausstattung zusammenfassen!
    Viele Kinder bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück (und dabei ist es unerheblich, ob sie eine Behinderung haben oder „normal“ sind), weil die Ausstattung unzureichend ist. Je mehr Kinder mit extrem unterschiedlichen Bedürfnissen in einer Klasse zusammen sind, umso besser müsste die personelle und räumliche Ausstattung der Schule sein. Wenn das nicht der Fall ist haben, meiner Meinung nach, alle Beteiligten Grund sich vor der Inklusion zu fürchten, weil sie dann ein Sparmodell ist das

    • Von Petra Erkes am Aug 25, 2014

      Vielen Dank für den kritischen Beitrag. Tatsächlich scheint das die Hauptsorge von Eltern und Lehrern zu sein: Die personelle Ausstattung passt einfach nicht zum Bedarf. Leider wurde der Beitrag abgeschnitten. Die Meinung ist, glaube ich, trotzdem klar geworden.

    • Von Anja Maul am Nov 17, 2019

      Den „Inklusionsschüler“ als Abgrenzung gegen „normale“ Schüler zu sehen spricht schon gegen das inklusive Verständnis der Verfasserin des Beitrags. Deshalb möchte ich gern meine Sichtweise beisteuern (um zu dieser Sichtweise zu gelangen und sie aufrichtig zu vertreten brauchte ich selbst drei Jahre Pädagogik-Studium. Ich kann deshalb absolut verstehen, wenn man ohne tiefere Einsicht einer anderen Meinung ist):

      Alle Kinder sind in ihrer Vielfalt „normal“, jedes hat sein Päckchen zu tragen und leistet einen Beitrag zu einer pluralisierten, toleranten Gesellschaft. Das bedeutet Inklusion eigentlich. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Kind eine etikettierte Benachteiligung, Behinderung oder Störung mitbringt oder nicht. Jedes Kind ist willkommen und wird angenommen, respektiert und nach seinen individuellen Möglichkeiten gefördert.
      Sobald dieses Verständnis nicht vorhanden ist, kommt die Frage danach auf, ob das Kind in der Regelschule „richtig aufgehoben“ ist oder vielleicht doch lieber aus der Regelschule herausgenommen und woanders gefördert werden sollte. Das ist leider nicht sehr gerecht und solidarisch, denn wir nehmen ein ohnehin unverschuldet benachteiligtes Kind aus der Mitte der Gesellschaft und platzieren es abseits, während wir ihm erzählen, es sei das Beste für das Kind). Dabei scheitert es nicht am Behinderungsgrad oder der Persönlichkeit einzelner Kinder, sondern an den Einstellungen, Werten und der BEREITSCHAFT von Systemen, das Kind zu inkludieren. In diesem Fall muss ich zustimmen, dass die Bereitschaft, alle Kinder an der Inklusion teilhaben zu lassen, im deutschen Schulsystem bedauerlicherweise (noch) nicht ausreicht, um eine bestmögliche Förderung in der Schule bereitzustellen. Es scheitert sowohl an der räumlichen und personellen Ausstattung (wie oben beschrieben), aber auch an finanziellen Mitteln und an pädagogischem und fachdidaktischem Wissen seitens der Lehrkräfte. Um die tatsächlichen Ziele und Intentionen von Inklusion umzusetzen, bedarf es zunächst einmal der Einsicht und der Bereitschaft von Politik und Gesellschaft, dass die Idee nicht nur machbar, sondern auch FAIR und SOLIDARISCH ist und dass es unsere Aufgabe ist, die Schule inklusionsfähig zu machen. Wir brauchen gut ausgebildete Lehrkräfte an den Schulen, gut gebildete Schulbegleiter, Tandemlehrkräfte, die sich die Klassleitungen teilen und somit mehr Zeit für das einzelne Kind mitbringen können und Unterrichtsabläufe, die kooperatives Lernen ermöglichen. Auch wenn die Schulzeit endet darf die Unterstützung für kein Kind nachlassen. Alle Kinder wollen eine erfüllende, ihren Begabungen entsprechende Tätigkeit finden und ausüben. Sie müssen auf dem Arbeitsmarkt genauso willkommen sein wie in der Schule.
      Kein Kind sucht sich sein „Päckchen“ selbst aus. Wir sollten ihm helfen, es zu tragen. Jedes Kind gehört dazu und sollte einen Platz in der MITTE unserer Gesellschaft haben!

  2. Von S. Dobbereit am Sep 4, 2014

    Liebes Redaktion-Team,

    als ich heute (4.9.) morgen zur Arbeit gefahren bin habe ich im Radio gehört, dass bei WRD2 und auch bei WDR5 heute den ganzen Tag das Thema Inklusion im Vordergrund steht. Und dass, was ich in dieser kurzen Zeit gehört habe, fand ich sehr interessant. Ich selber bin mit dem Thema noch nicht in direkt konfrontiert worden. Vielleicht hören alle Betroffenen ja mal rein heute …
    Kann man sonst sicher auch irgendwo nachlesen …

    Liebe Grüße aus Bielefeld

    • Von Petra Erkes am Sep 4, 2014

      Stimmt, der WDR befasste sich umfassend mit dem Thema. Hier kamen sehr interessante Aspekte vor, etwa die Meinung betroffener Inklusionsschüler. Danke für den Hinweis.

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