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Studienkreis Blog

Auslandsschuljahr – Ich bin mal wieder da … Rückkehr in den deutschen Schulalltag

Nach dem Auslandsschuljahr - Erfahrungsbericht vom Studienkreis10 Monate, viele WhatsApp-Nachrichten, Bilder, einige Blogbeiträge – während des Highschool-Jahres schien meine Tochter gar nicht so weit weg zu sein. Wir wurden regelmäßig mit den neuesten Neuigkeiten aus Schule und Alltag versorgt: das Video für den Spanisch-Unterricht, das bei youtube hochgeladen war, 98% im Mathe-Test oder ein Bild vom wunderbaren Abendessen, das die Gastmutter gekocht hatte. Wir hatten viel Anteil an ihrem Alltag, wenn er auch weit weg stattfand. Die Tatsache, dass alles rund lief, die Familie nett war und sie in der Schule keine Probleme hatte, ließ uns ruhig schlafen.

Der Alltag im kanadischen Schulsystem

Bei der Auswahl der Unterrichtsfächer hat meine Tochter neben den Pflichtfächern – Englisch, Mathe, Sozialkunde und Sport – eher klassische Fächer gewählt. Mir war recht, dass sie Fächer wie Metallarbeiten, Outdoor Education oder Food Studies links liegen ließ. Das machte mir Hoffnung für den Wiedereinstieg in Deutschland. Stundenplan und Fächerwahl galten für das ganze Schuljahr. Was sie besonders mochte, war der späte Schulbeginn. Anders, als hier in Deutschland, fing der Unterricht erst um 8.30 Uhr an und war um 15 Uhr beendet.

Das kanadische Schuljahr ist in drei Terms unterteilt, für die es Zeugnisse, die sogenannten Report Cards, gibt. Während des Schuljahres wurden regelmäßig Leistungsüberprüfungen in allen Fächern geschrieben. Diese eher kleineren Tests und Prüfungen haben nichts mit den quälenden Klassenarbeiten oder Klausuren hier bei uns zu tun, die den Unterrichtsstoff teilweise mehrerer Monate abfragen. So lernte meine Tochter kontinuierlich den Unterrichtsstoff in überschaubaren Häppchen und hatte nicht den Stress, den sie aus unserem Schulsystem kannte. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass es weniger um stupides Auswendiglernen und die pure Aneignung von Faktenwissen ging. Die Schüler mussten viele praktische Aufgaben erfüllen: Referate und Vorträge halten, Videos drehen, Interviews führen. Und immer stand für die Erledigung diese Aufgaben genügend Zeit zur Verfügung.

Die Schulnoten meiner Tochter blieben in etwa genauso gut, wie hier in Deutschland. Das hat mich schwer beeindruckt – schließlich kam zum Unterrichtsstoff für sie auch noch die sprachliche Herausforderung: einfach alles auf Englisch, egal ob Mathe oder Sozialkunde. Das Leistungsniveau war in einigen Fächern nicht so hoch, wie sie es zuvor in Deutschland erlebt hat. Das hat mir zwar etwas Sorgen für die Rückkehr gemacht, aber auf der anderen Seite konnte sie so dem kanadischen Unterricht entspannt folgen – und man macht ja nicht nur zum Lernen ein Highschooljahr.

Kanadischer Schoolspirit

Sport wird an kanadischen Highschools großgeschrieben – deshalb nehmen die meisten Schüler an sogenannten außerschulischen sportlichen Aktivitäten teil. In jedem der drei Terms stehen verschiedene Sportarten zur Wahl: Badminton oder Feldhockey oder Rugby oder Rudern oder Soccer – die Liste ist schier endlos. Die Trainingszeiten liegen teilweise vor dem Unterricht, meistens im Anschluss an den Unterricht. Ein langer Schultag – zumal Hausaufgaben in den Abendstunden gemacht werden müssen. Am Wochenende finden dann je nach Sportart Wettkämpfe statt. Ein toZurück aus dem Auslandsschuljahr - Erfahrungen vom Studienkreislles Erlebnis für Sportler und Zuschauer, alle sind dabei und unterstützen ihr Schulteam beim Wettkampf mit anderen Schulen. Es ist immer etwas los – der echte amerikanische Schoolspirit! Außerdem ist es für Internationals eine gute Gelegenheit, mit den Kanadiern in Kontakt zu kommen. In der Schule meiner Tochter waren sehr viele internationale Gastschüler aus aller Herren Länder – klar, dass sie mit den gleichen Fragen, Problemen und Erlebnissen erst einmal unter sich bleiben. Mit den Kanadiern Freundschaft zu schließen, fällt am Anfang gar nicht so leicht.

Social Skills

Für die Schule zu lernen, Hausaufgaben zu machen – das alles war für unsere Tochter selbstverständlich. Sie erledigte ihre Aufgaben genauso, wie sie es hier getan hatte. Auch ihren Alltag organisierte sie selbst. Da sowohl ihre Gastmutter als auch ihr Gastvater berufstätig waren und die Family nur ein Auto hatte, musste sie sich selbst darum kümmern, zu Terminen, Sportveranstaltungen oder Verabredungen zu kommen. Ab und zu wurde sie gefahren oder auch zu Sportevents begleitet, meistens aber war sie auf den Bus oder Mitfahrgelegenheiten angewiesen. Und das hat gut geklappt ohne Mama-Taxi.

Wenige Wochen nach ihrer Abreise nach Kanada erreichte uns ein Foto: die erste selbst gewaschene Kleidung – sogar ein paar gebügelte Stücke waren dabei. Auch das klappte also. Ich bin gespannt, wie sich das nun nach ihrer Rückkehr einpendeln wird.

Gechillt war meine Tochter auch schon vor dem Kanada-Jahr. Jetzt ist sie aber geduldiger im Umgang mit anderen Menschen. Sie hat erlebt, wie es ist, wenn man vom Gegenüber nicht direkt verstanden wird, wie schwierig es manchmal ist, sich in einer anderen Sprache auszudrücken. Und wie wertvoll es ist, wenn der Gesprächspartner geduldig und aufmerksam bleibt.

Rückkehr ins deutsche Schulsystem

Die Rückkehr ins deutsche Schulsystem fing eigentlich schon im Frühjahr an. Denn im März musste meine Tochter ihre Kurswahl für die Oberstufe (Q1) machen. Das bedeutete: Leistungs- und Grundkurse wählen, festlegen, welche Kurse mündlich, welche schriftlich belegt werden sollen. Das Gymnasium in unserer Heimatstadt nutzt hierfür eine Software, mit der man die komplette Oberstufenlaufbahn planen kann – vom Leistungskurs bis zum Sowi-Zusatzkurs. Auf ihrem Laptop hatte sie die Software installiert, musste bis zu den Osterferien ihre Kurse planen und dem Vertrauenslehrer per E-Mail schicken. Zum Glück stand er ihr unterstützend zur Seite. Im Vorfeld haben wir viel telefoniert, geschrieben und diskutiert. Es fiel ihr nicht leicht, sich jetzt schon mit dem neuen Schuljahr und damit auch mit dem Ende ihres Auslandsjahres zu beschäftigen. „Kann ich nicht einfach hierbleiben?“ Nein, konnte sie nicht.
Bei der Kurswahl für die Q1 hat sich meine Tochter auf bekannte Fächer konzentriert und in der Einführungsphase, der Klasse 10, neu eingeführte Fächer links liegen gelassen. Da sie fest in ihrer Entscheidung war, direkt in der Q1 durchzustarten, war das sicher auch richtig – denn ab diesem Schuljahr zählt es und damit gibt es keine Zeit für Experimente.

Und nun stelle ich mir die Frage: Klappt der Einstieg in die Schule? Wie wird sie im Unterricht klarkommen? Hat sie viel Stoff verpasst? Tatsächlich hat sie dann nach den Sommerferien noch ein paar Kurse umgewählt. Da sie im letzten Schuljahr nicht anwesend war, galten für sie nicht so strenge Fristen und ihre Schule war sehr kulant. Absolut hilfreich sind die Aufzeichnungen der Freundinnen meiner Tochter. Die habe ich im Frühsommer besorgt und die wichtigsten Unterlagen, vor allem die Klausuren, kopiert. Die Schule hat uns außerdem ermöglicht, Schulbücher aus dem vergangenen Schuljahr auszuleihen.

In Mathe brauchte meine Tochter schon immer etwas Unterstützung. Deshalb haben wir sicherheitshalber einen Ferienkurs beim Studienkreis gebucht. So konnte sie bereits in den Sommerferien prüfen, welche Themen sie nachholen muss. Bisher hat das super geklappt. Nun schauen wir, wie die ersten Klausuren laufen. Wir sind uns einig: Sollte es nötig sein, werden wir auch zukünftig auf professionelle Unterstützung zurückgreifen. Ich bin gespannt!

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Ein Kommentar zu “Auslandsschuljahr – Ich bin mal wieder da … Rückkehr in den deutschen Schulalltag”

  1. Von Sara Winter am Jan 23, 2019

    Ich glaube auch man kann nur profitieren von einem Auslandaufenthalt! Am besten ist es vor Ort an einer Sprachschule Englisch oder eben die jeweilige Sprache zu lernen und dann im Alltag die Kenntnisse zu testen. Nach so einem Aufenthalt haben die Schüler auch viel bessere Noten in den Sprachkursen.

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