Zuletzt aktualisiert am 08.04.2025
Pubertät -
ein Ratgeber für Eltern

Die Pubertät ist eine Phase voller Veränderungen – für Jugendliche genauso wie für ihre Eltern. Sie ist ein faszinierender Übergang, in dem jeder Wachstumsschub seinen Teil dazu beiträgt, die Identität Ihres Kindes zu definieren. Begleiten Sie Ihr Kind auf dieser aufregenden Reise, geben Sie ihm Halt und seien Sie bereit loszulassen.
Was passiert in der Pubertät
Die Pubertät ist die Phase der körperlichen und emotionalen Entwicklung, in der Kinder zu geschlechtsreifen Erwachsenen heranwachsen. Sie beginnt in der Regel zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr, wobei Mädchen meist früher in die Pubertät kommen als Jungen. Bei Mädchen setzt sie oft zwischen 9 und 11 Jahren ein, während sie bei Jungen meist zwischen 10 und 14 Jahren beginnt.
Der genaue Zeitpunkt variiert jedoch bei jedem Teenager individuell und wird von genetischen sowie äußeren Faktoren beeinflusst. Ausgelöst wird die Pubertät im Hypothalamus im Gehirn. Von dort wird ein Botenstoff zur Hirnanhangsdrüse geschickt, die wiederum mit der Produktion der Geschlechtshormone beginnt. Der Startschuss für eine ganze Reihe an Veränderungen:
Das Gehirn in der Pubertät
Das Gehirn der Jugendlichen ist während der Pubertät eine Großbaustelle. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Prozesse:
- Umbau der neuronalen Verbindungen
Das Gehirn räumt auf. Nicht mehr benötigten Verbindungen (Synapsen) werden abgebaut, während wichtige Verbindungen gestärkt werden. - Verstärkte Aktivität des limbischen Systems (Emotionen und Belohnung)
Jugendliche reagieren stärker auf Emotionen und verlangen stärker nach Belohnung. Dadurch steigt auch die Risikobereitschaft. - Langsamere Entwicklung des präfrontalen Kortex (logisches Denken und Kontrolle)
Der präfrontale Kortex entwickelt sich oft langsamer. Dadurch fällt es Jugendlichen schwer, Impulse zu kontrollieren und langfristige Konsequenzen abzuwägen. In Kombination mit einem starken Belohnungsbedürfnis führt das häufig zu riskantem Verhalten. - Kognitive Reifung (Verbesserung von Denkfähigkeiten)
Ihr Kind entwickelt komplexeres Denken (abstraktes Denken, Moral, Selbstreflexion). Es kann sich in andere hineinversetzen und hinterfragt sich selbst und die Welt.
Körperliche Veränderungen
Während der Pubertät durchläuft der Körper eines Teenagers tiefgreifende Veränderungen, die durch hormonelle Prozesse gesteuert werden. Diese körperlichen Veränderungen sind völlig normal, können aber für Jugendliche verunsichernd sein. Eltern sollten mit Verständnis reagieren, offen über diese Themen sprechen und ihre Kinder unterstützen, sich in ihrem neuen Körper wohlzufühlen.
Die Entwicklung verläuft individuell unterschiedlich, umfasst aber folgende, typische Bereiche:
Entwicklung der Geschlechtsmerkmale
- Primäre Geschlechtsmerkmale (Fortpflanzungsorgane) reifen heran: Bei Mädchen beginnt die Menstruation (erste Periode, Menarche), bei Jungen kommt es zu ersten Samenergüssen.
- Sekundäre Geschlechtsmerkmale entwickeln sich:
- Bei Mädchen wächst die Brust, die Hüften werden breiter.
- Bei Jungen wird die Muskulatur ausgeprägter, der Bartwuchs setzt ein.
- Beide Geschlechter bekommen Achsel- und Schamhaare.
Körperwachstum & Stimmbruch
- Ein Wachstumsschub setzt ein, oft mit mehreren Zentimetern pro Jahr.
- Proportionen des Teenager-Körpers verändern sich, Arme und Beine wachsen zuerst, der Rumpf folgt später.
- Bei Jungen tritt der Stimmbruch ein, da sich der Kehlkopf vergrößert und die Stimmbänder dicker werden.
Stimmungsschwankungen & Gefühlschaos
- Durch die hormonellen Veränderungen schwankt die Stimmung oft stark – von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt.
- Teenager reagieren empfindlicher auf Kritik, fühlen sich missverstanden oder ziehen sich plötzlich zurück.
- Wut, Traurigkeit oder Euphorie können innerhalb kurzer Zeit wechseln.
Abgrenzung von den Eltern & mehr Eigenständigkeit
- Jugendliche möchten unabhängiger sein und eigene Entscheidungen treffen.
- Regeln der Eltern werden hinterfragt oder abgelehnt, was zu Konflikten führen kann.
- Gleichzeitig brauchen Teenager weiterhin Rückhalt und Orientierung der Familie, auch wenn sie es nicht offen zeigen.
Typische Herausforderungen
und wie Eltern damit umgehen können
In der Pubertät kann es daher immer wieder zu typischen Situationen kommen, die für Eltern und Ihre Kinder herausfordernd sein können. Wichtig ist, bewahren Sie Ruhe und bleiben Sie geduldig. Mit den richtigen Strategien lassen sich Konflikte entschärfen und eine vertrauensvolle Beziehung aufrechterhalten.
Kommunikation
Viele Eltern klagen darüber, dass ihr Kind sich zurückzieht oder kaum noch mit ihnen spricht. Doch häufig liegt es daran, wie Gespräche geführt werden.
Tipps für eine bessere Kommunikation:
- Interesse zeigen, ohne zu drängen – manchmal erzählen Teenager von selbst, wenn man sie in Ruhe lässt.
- Aktives Zuhören: Nicht sofort Ratschläge geben, sondern erst verstehen, was das Kind fühlt.
- Ehrliche Gespräche auf Augenhöhe – Jugendliche möchten ernst genommen werden.
- Gemeinsame Familienrituale schaffen, z. B. ein Abendessen ohne Ablenkung, bei dem jeder von seinem Tag erzählt.
Schule und Motivation

Leistungsdruck, Konzentrationsprobleme und die Suche nach Selbstständigkeit können zu schlechteren Noten und Frustration führen.
Was können Sie tun:
- Motivation statt Druck – zeigen Sie Verständnis
- Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen
- Bieten Sie Unterstützung und Struktur, ohne die Selbstständigkeit zu untergraben.
- Falls nötig: Suchen Sie das Gespräch mit den Lehrer:innen oder ziehen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Nachhilfe in Betracht.
Digitale Medien und soziale Netzwerke
Die Bedeutung von Smartphones und sozialen Netzwerken für Kinder und Jugendliche steigt immer weiter.
So begleiten Sie den Umgang mit Medien:
- Legen Sie gemeinsam klare Regeln zur Nutzung von Handy und sozialen Medien fest.
- Zeigen Sie Interesse an den Plattformen, die Ihr Kind nutzt.
- Sprechen Sie offen über Risiken wie Cybermobbing .
- Begrenzen Sie Medienzeiten und fördern Sie Alternativen wie Sport und Hobbys.
Wann professionelle Hilfe nötig ist
In der Pubertät können emotionale und psychische Herausforderungen auftreten, die über die normalen Schwankungen und Konflikte hinausgehen. Anzeichen für ernsthafte Probleme können sein:
- Anhaltende Traurigkeit oder Stimmungsschwankungen
- Dauerhafter Rückzug von Freunden und Familie
- Verlust des Interesses an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben
- Anzeichen von Depressionen
- Suchtverhalten wie Alkohol- oder Drogenkonsum
- Starke Schulverweigerung
- Essstörungen
Es ist wichtig, solche Anzeichen frühzeitig zu erkennen und nicht zu ignorieren. Eltern sollten ein offenes Ohr für die Sorgen ihrer Kinder haben und im Falle von besorgniserregendem Verhalten nicht zögern, Hilfe zu suchen.
Beratungsstellen, Therapeuten oder Psychologen sind kompetente Ansprechpartner, die unterstützen können, die Ursachen der Probleme zu klären und gemeinsam Lösungsstrategien zu entwickeln. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen, wenn die Probleme zu groß werden, um sie allein zu bewältigen.
Fazit -
Tipps für eine starke Eltern-Kind-Beziehung
Eine starke Eltern-Kind-Beziehung in der Pubertät basiert auf Verständnis, Geduld und der Balance zwischen klaren Regeln und Freiräumen. Nehmen Sie Ihr Kind ernst, und respektieren Sie seine Meinung. Fördern Sie Ihr Kind in seiner Selbstständigkeit, indem Sie es in Entscheidungsprozesse einbeziehen und Verantwortung übertragen.
Gleichzeitig ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen, die den Jugendlichen Orientierung bieten, ohne ihre Autonomie zu einschränken. Eltern sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und Werte wie Respekt, Empathie und Verantwortung durch ihr eigenes Verhalten vermitteln. Auf diese Weise können Sie als Eltern das Vertrauen und die Bindung zu Ihrem Kind stärken und ihm durch die Pubertät helfen.