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Studienkreis Blog

„Der Sonntag ist unser Familientag!“

Der Studienkreis sprach mit der Familientherapeutin und Buchautorin Katharina Pommer, wie es Eltern gelingen kann, mit ihren Teenager-Kindern im Gespräch und in Kontakt zu bleiben.

Der Studienkreis sprach mit der Familientherapeutin und Buchautorin Katharina Pommer, wie es Eltern gelingen kann, mit ihren Teenager-Kindern im Gespräch und in Kontakt zu bleiben.
© Studienkreis/ Markus Brönner – Katharina Pommer ist Familientherapeutin, Autorin und fünffache Mutter. Ihr Elternratgeber „Vom Umtausch ausgeschlossen“ ist bei Goldegg erschienen. Mehr Info unter https://genius-alliance.com/mindshift/

Frau Pommer, Teenies sind oft Eltern gegenüber ziemlich verschlossen. Woran liegt das?

Die Pubertät ist eine Zeit der Unsicherheit und des Zweifelns. Pubertierende fühlen sich nicht mehr als Kind, aber die Welt der Erwachsenen ist ihnen auch noch nicht ganz zugänglich. Hinzu kommt ein Gefühlschaos im Kopf, das ganze Gehirn wird ja umstrukturiert. Eltern können das oft nicht nachvollziehen. In meiner Praxis fragen mich viele: Was ist mit meinem Kind los, warum reagiert es so aggressiv auf normale Fragen? Ich erkläre dann, dass Teenager Gefühle ganz anders verarbeiten als Erwachsene – weniger rational, sondern emotional und impulsiv. Wenn sie dabei über das Ziel hinausschießen, dürfen Eltern das nicht persönlich nehmen.

Wie gelingen Gespräche dann besser?

Zum einen durch offene Fragen. Es macht einen Unterschied, ob ich frage: „Ist auf der Party wieder Peter, der ständig säuft und kifft?“ Oder ob ich von einem Artikel über Teenager und Drogen erzähle und mein Kind frage, was es in seinem Freundeskreis zu dem Thema schon erlebt hat. Der nächste Punkt ist aktives Zuhören. Das bedeutet, dem Teenager die volle Aufmerksamkeit zu schenken und nicht parallel am Handy zu wischen oder mit dem Geschwisterkind zu diskutieren. Und schließlich ist die Gesprächssituation wichtig. Ich gehe zum Beispiel mit meinen Teenagern gern spazieren und sage: „Komm, ich würde gern ein bisschen mit dir quatschen.“ Oder man nutzt die Zeit im Auto, wenn man sein Kind irgendwo abholt.

Das gelingt im Alltag nicht immer leicht.

Deswegen sollten Familien Rituale schaffen. Das gemeinsame Abendessen zum Beispiel muss ein fester Termin sein, auch für die Erwachsenen. Da kann man nebenbei so viel voneinander erfahren. Oder am Wochenende: Kein Problem, du kannst fortgehen und deine Freunde treffen. Aber der Sonntag ist unser Familientag, da unternehmen wir was gemeinsam, zumindest zwei Stunden lang.

Ist Teenagern so etwas nicht lästig?

Im Gegenteil. Jugendliche beklagen sich eher darüber, dass die Eltern kaum gemeinsame Zeit mit ihnen verbringen, sie wenig Interesse zeigen und ihnen das Gefühl geben, sie müssten jetzt allein klarkommen. Dabei brauchen gerade Teenies ganz viel Zuwendung, nur anders als früher. Man muss ihnen nicht mehr die Zähne putzen, aber sie möchten das Gefühl haben, dass die Eltern sich für sie interessieren und Respekt haben für ihre Person.

Und wie zeigt man Teenies Respekt?

Indem man ihnen auf Augenhöhe begegnet. Sie bereiten sich ja auf ein eigenständiges Leben vor. Da kann ich meinen 16-Jährigen nicht mehr auf jedem Schritt verfolgen, sondern muss ihm etwas zutrauen. Ich bleibe wichtig als Stütze: Wenn es wirklich brennt, muss der Junge wissen, dass er sich auf mich verlassen kann. Aber seine Zeit verbringt mein Teenie jetzt lieber mit Freunden. Und über Themen wie den ersten Samenerguss möchte er einfach nicht mit Mama sprechen.

Verständlich, so ging es den Eltern früher auch.

Richtig. Aber viele Eltern schaffen es nicht, sich in ihr Kind hineinzuversetzen und sich daran zu erinnern, wie es früher bei ihnen selbst war. Deshalb fällt es ihnen schwer zu akzeptieren, dass sich die Beziehung zu ihrem Kind ändern muss. Auch die Eltern durchlaufen ja einen Entwicklungsprozess, und das ist nicht einfach. Im Grunde bereitet man sich auf das „leere Nest“ vor, wenn das Kind schließlich ausgezogen ist.

Auch die Eltern durchlaufen ja einen schwierigen Entwicklungsprozess

Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden

Wenn wir mit einem Finger auf unseren Teenager zeigen, zeigen drei auf uns zurück. Der Junge hört nicht zu und macht nur noch sein Ding? Dann sollten wir uns fragen, wann wir selbst eigentlich zuhören und ob wir auch nur noch unser Ding machen. Vielleicht ist es ja ganz bequem, dass man von dem Teenie in seinem Zimmer nicht mehr viel mitbekommt? Wir müssen auch eigene Schwächen eingestehen: Ich habe zuletzt nicht viel Zeit für dich gehabt, das tut mir leid. Ich bin im Job gerade etwas überfordert, aber bald bin ich wieder für dich da. Wenn Eltern eine solche Kommunikation auf Augenhöhe gelingt, kann diese Phase sogar sehr fruchtbar sein: Dann erlebt der Jugendliche den Vater und die Mutter nicht mehr als höhere Instanzen, sondern als Menschen mit eigenen Visionen und Bedürfnissen, mit Sehnsüchten, auch mit zerbrochenen Träumen. Das ist dann wirklich der Übergang zum Erwachsensein.

Mehr Motivation, weniger Streit: Wie das mit Pubertierenden klappen kann, steht im gleichnamigen Studienkreis-Ratgeber.
Dieses Interview und viele Tipps für Eltern, wie der Familienalltag mit pubertierenden Kindern gut gelingen kann, finden Sie in der Ratgeber-Broschüre des Studienkreises: „Mehr Motivation, weniger Streit! – Familien-Tipps für die Pubertät
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