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Lernvideos:
Tipps zum Umgang mit digitalen Lernangeboten

Ob zur Wiederholung und Festigung des gelernten Stoffes, zur eigenständigen Recherche oder einfach als Übung: Digitale Angebote wie Lernvideos und Lern-Apps können Schülerinnen und Schüler dabei helfen, sich neues Wissen anzueignen oder bereits Gelerntes besser zu verstehen. Damit Lernvideos und Lern-Apps aber zum Lernerfolg beitragen, müssen sie unterschiedliche Kriterien erfüllen. In diesem Text zeigen wir daher, wie die digitalen Lernangebote gestaltet sein müssen, um für den Wissenserwerb nützlich zu sein. Außerdem sammeln wir einige Tipps und Hinweise zu Apps, die Ablenkung während des digitalen Lernens verhindern sollen.

Welche Vorteile können Lernvideos im Unterricht haben?

Lernvideos können den klassischen Unterricht auf unterschiedliche Arten ergänzen. Zum Beispiel können sie im Präsenzunterricht zur Illustration eines bestimmten Sachverhaltes oder als lockerer Unterrichtseinstieg eingesetzt werden. Eine andere Anwendungsmöglichkeit ist der Einsatz von Lernvideos zum Wissenserwerb im „Flipped Classroom“-Modell. Dabei eignen sich Schülerinnen und Schüler bestimmte theoretische Inhalte eigenständig an, z. B. mithilfe von Lernvideos. Die Präsenzzeit im Unterricht wird dann stattdessen für Anwendungen, Diskussionen oder vertiefende Übungen benutzt.

Der Einsatz von Lernvideos im Unterricht oder im Selbststudium kann verschiedene Vorteile haben:

  • Lernvideos wecken das Interesse der Schülerinnen und Schüler, können einen sanften Einstieg in ein Thema bieten und dazu motivieren, sich tiefgründiger zu informieren.
  • Sachverhalte werden anschaulich dargestellt und dadurch greifbarer, z. B. aufgrund realer Beispiele (z. B. für Naturphänomene, geschichtliche Ereignisse, etc.).
  • Komplexe Inhalte, die in Textform schwer zu erklären sind, können mit Grafiken und Animationen verständlicher dargestellt werden.
  • Mit Lernvideos können Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Tempo lernen, da sie bestimmte Stellen unkompliziert pausieren sowie vor- oder zurückspulen können.

Insoweit können didaktisch gut aufgearbeitete Lernvideos den Lernprozess begleiten und unterstützen. Sie sollen und können dabei jedoch keineswegs die Lehrerinnen und Lehrer oder professionelle Nachhilfe ersetzen. Schließlich sind Lehrkräfte dazu in der Lage, situationsbezogene Nachfragen unmittelbar zu beantworten, Zusammenhänge herzustellen und somit auf den Lernfortschritt des Einzelnen einzugehen. Diese Flexibilität sowie die soziale Komponente sind bei Lernvideos oder auch Lern-Apps natürlich nicht gegeben.

Woran erkennt man ein gutes Lernvideo?

Eine Auswahl von geeigneten digitalen Lernangeboten zu finden und zusammenzustellen, ist nicht immer einfach. Ein gutes Lernvideo lässt sich jedoch an verschiedenen Kriterien erkennen:

  • Das Lernvideo verfügt über einen logischen Aufbau. Lernende können leicht erfassen, welches Thema behandelt wird. Idealerweise folgt am Ende eine kleine Zusammenfassung.
  • Die Länge des Videos sollte ausreichend sein, um einen bestimmten Sachverhalt lückenlos darzustellen. Es sollte aber nicht zu lang sein und/oder viele verschiedene Themenkomplexe vermischen, um Schülerinnen und Schüler eine Möglichkeit zur Reflexion zu bieten. Empfehlenswert sind Videolängen zwischen 2 und 5 Minuten, bei komplexeren Themen auch 10 Minuten.
  • Die Videoqualität sollte so hoch sein, dass alle dargestellten Inhalte leicht erkennbar und lesbar sind. Auch die Tonqualität sollte so klar sein, dass Lernende den Videoinhalt leicht aufnehmen können. Ein wackeliges, dunkles Bild oder ein rauschender, verwaschener Ton können beim Lernen ablenken und stören.
  • Die Visualisierungsmöglichkeiten (Realaufnahmen, Animationen, eingeblendete Bilder, etc.) sollten zur eingesprochenen Erklärung passen, um nicht zu verwirren.
  • Obwohl die korrekte und nachvollziehbare Darstellung der Lerninhalte im Vordergrund steht, besitzen Lernvideos bestenfalls auch einen Unterhaltungswert. Durch kreative Gestaltungsformen oder eine charismatische Präsentation erscheinen die vermittelten Inhalte lebendiger und interessanter.

Vor allem bei Lernvideos, die öffentlich auf Videoplattformen wie YouTube zur Verfügung gestellt werden, sollte zudem die fachliche Korrektheit vorab geprüft werden. Im Idealfall können Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern eine Auswahl an geeigneten Kanälen und Quellen zusammenstellen, um zu gewährleisten, dass allen Lernenden dieselben Ressourcen zur Verfügung stehen.

Beispiele für Lernvideos online

Im Internet finden sich Lernvideos zu beinahe jedem Unterrichtsfach und zu verschiedensten Themenkomplexen. Manche Online-Angebote lassen sich rein nach Thema durchsuchen, andere unterteilen ihre Themenkomplexe zusätzlich nach Schulform und Klassenstufe.

Hier zeigen wir eine Auswahl verschiedener Lernvideo-Anbieter und -Kanäle:

Online Lernbibliothek von Studienkreis 

  • über 700 Lernvideos zu verschiedenen Unterrichtsthemen
  • Lerninhalte für Grundschüler/Sekundarstufe I und Oberstufe
  • Fächer: Mathematik, Deutsch, Englisch, Biologie, Chemie, Physik, Französisch, Latein

YouTube-Kanal des Studienkreises 

  • Lernvideos und Video-Lerntipps
  • Inhalte für Schüler weiterführender Schulen
  • Fächer: Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Deutsch, Englisch

musstewissen-Kanäle von funk 

  • Erklär- und Orientierungsvideos
  • Lerninhalte für Schülerinnen und Schüler ca. ab der 8. Klasse
  • Fächer: Mathematik, Deutsch, Chemie, Physik, Geschichte

planet-schule.de

  • Internetangebot des Schulfernsehens von SWR und WDR
  • Lernangebote für die Grundschule und weiterführende Schule
  • große Fächervielfalt

Lernvideos von Cornelsen 

  • Erklärvideos zum Erwerb von Grundkompetenzen
  • für Grundschule, Mittlere Schulformen und Gymnasium
  • Fächer: Mathematik, Physik, Englisch

Terra X plus Schule vom ZDF 

  • Kurz-Dokus zu verschiedenen Themenbereichen
  • Fächer: Geografie, Biologie, Physik, Chemie, Religion/Ethik, Geschichte, Sozialkunde

MATHE by Daniel Jung

  • Kurz-Tutorials und Erklärvideos
  • für Schülerinnen und Schüler von 5. bis 12. Klasse sowie für Studierende

Sommers Weltliteratur to go vom Reclam Verlag 

  • kurze und unterhaltsame Zusammenfassung von literarischen Werken
  • nach literarischen Epochen und Autoren sortiert

MrWissen2go Geschichte von ZDF/Terra X und funk 

  • Kurz-Dokus und Erklärvideos
  • Fächer: Geschichte, Politik

Lern-Apps und Produktivitäts-Apps für das Lernen zuhause

Neben Lernvideos stellen auch Lern-Apps eine Form des spielerischen Lernens dar und können den selbstständigen Lernprozess unterstützen. Mit Lern-Apps wird der Wissenserwerb meist in sehr kleine Teilaufgaben heruntergebrochen, die in freien Minuten unkompliziert erledigt werden können. Wie auch bei Lern-Videos sollten die Qualität und Eignung der Lern-Apps von Eltern oder Lehrkräften vorab geprüft werden, bevor allgemeine Empfehlungen formuliert werden können.

Mehr zu den Anforderungen an digitale Lernangebote sowie Beispiele für Lern-Apps schreiben wir in unserem Artikel „Webseiten und Lern-Apps für Kinder“. Wie auch andere digitale Lernangebote sind Lern-Apps selbstverständlich nur als Ergänzung zum regulären Unterricht zu verstehen und können professionelle Nachhilfe nicht ersetzen.

Produktivitäts-Apps beim digitalen Lernen

Durch digitale Lernangebote kann der Wissenserwerb individuell und flexibel gestaltet werden. Allerdings bieten die Geräte, die zum Lernen benötigt werden (also PCs, Laptops, Smartphones oder Tablets), auch sehr viele ablenkende Anwendungen. Schülerinnen und Schülern könnte es dadurch erschwert werden, Lern- und Freizeit strikt zu trennen. Die Ergebnisse können unproduktives Arbeiten und eine insgesamt zu lange Bildschirmzeit sein. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, können Produktivitäts-Apps oder Browser-Erweiterungen für konzentrierteres Arbeiten helfen. Nachfolgend nennen wir einige geeignete Beispiele.

StudySmarter ist eine Lern-App, die sich hauptsächlich auf die Verbesserung der Lernmotivation konzentriert. Als Lernhelfer und -planer soll sie ein effektives und strukturiertes Arbeiten fördern und so zum Beispiel als digitale Ergänzung zur traditionellen Nachhilfe dienen. Nutzerinnen und Nutzer können Wochenziele festlegen, Lern-Karteikarten gestalten und sogar digitale Lerngruppen bilden.

  • Funktion: Lernplanung und -hilfe, Motivationssteigerung
  • Betriebssystem: Android, iOS

Bei Forest handelt es sich um eine Produktivitäts-App, die sich völlig dem störungsfreien Arbeiten widmet. Wenn die Nutzerinnen und Nutzer ihr Smartphone während der Lernzeit beiseitelegen, wächst in der Zwischenzeit ein digitales Bäumchen auf dem Smartphone. Unterdessen werden alle ablenkenden Apps gestoppt. Durch die Nutzung der kostenpflichtigen Version pflanzen Nutzerinnen und Nutzer sogar echte Bäume.

  • Funktion: Produktivitätssteigerung, digital Detox
  • Betriebssystem: Android, iOS

Für die Internetnutzung gibt es unterschiedliche Tools zur Produktivitätssteigerung, die sich je nach genutztem Betriebssystem und Browser unterscheiden. Einige beliebte Programme und Erweiterungen sind:

  • LeechBlock NG: Fokus-Tool für Mozilla Firefox, mit dem bestimmte Webseiten für eine festgelegte Zeit blockiert werden können
  • StayFocusd: Produktivitäts-Tool für Google Chrome, mit dem die Zeit begrenzt werden kann, die zum Surfen auf „ablenkungsreichen“ Seiten verwendet werden darf
  • FocalFilter: Website-Blocker, mit dem der Zugriff auf bestimmte Interangebote browserübergreifend für eine bestimmte Zeit gesperrt wird
  • SelfControl: Website-Blocker mit ähnlicher Funktion wie FocalFilter, aber für das macOS-Betriebssystem
  • Cold Turkey & Freedom: Tools, mit denen Webseiten, Desktop-Anwendungen, Apps oder auch die gesamte Internetnutzung blockiert werden können

Viele Apps und Browser-Erweiterungen sind nur in Englisch verfügbar. Kinder und Jugendliche könnten daher bei der Benutzung auf Unterstützung angewiesen sein. Außerdem können kostenlose Angebote mitunter Werbung enthalten – daher sollte über die Nutzung im Einzelfall entschieden werden. Einige kostenlose Apps und Programme verfügen zudem nur über eingeschränkte Anwendungsmöglichkeiten, während kostenpflichtige Versionen den Zugriff auf das volle Funktionsspektrum erlauben.

Tipp für Eltern: Um Kinder beim ablenkungsfreien Lernen zu unterstützen, können diese Apps und Browser-Add-ons eine gute Lösung sein. Allerdings sollten Eltern die Webseiten oder Anwendungen nicht ohne Vorwarnung blockieren, sondern die Möglichkeiten zuvor mit dem Kind besprechen, um Konflikte und Frustration zu vermeiden.

Fazit: Mit Lern-Apps und Lernvideos online Wissen erweitern und vertiefen

Digitale Lernangebote wie Lernvideos und Lern-Apps ermöglichen es Schülerinnen und Schülern, neues Wissen zu erwerben, in ihrem eigenen Tempo zu lernen sowie orts- und zeitunabhängig ihre Kenntnisse zu vertiefen. Dieser spielerische Wissenserwerb kann eine gute Ergänzung zum Präsenzunterricht darstellen und sogar in E-Learning-Konzepten wie dem „Flipped Classroom“ effektiv zum Einsatz kommen. Damit das digitale Lernen gelingen kann, sind aber auch Konzentration und Disziplin notwendig. Um die Produktivität zu steigern, können Lernende auch auf Apps und Programme zurückgreifen, die die Ablenkung an digitalen Geräten reduzieren.

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