Zuletzt aktualisiert am 17.03.2025
ADHS bei Kindern
Hilfe bei Konzentrationsschwäche

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder im Unterricht manchmal unkonzentriert sind, gelegentlich zappeln oder einen gesteigerten Bewegungsdrang in der Pause zeigen. Bemerken Sie jedoch, dass die Konzentrationsschwäche Ihres Kindes besonders stark ausgeprägt ist und die Probleme langfristig bestehen, könnte ADHS die Ursache sein.
Was ist ADHS
Definition
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich durch Symptome wie Unaufmerksamkeit und Impulsivität äußert. Hyperaktivität muss nicht zum Erscheinungsbild zählen, daher wird in manchen Fällen auch von ADS, also "Aufmerksamkeits-Defizit-Störung" gesprochen. Durch die fehlende Hyperaktivität fallen Kinder mit ADS weniger auf und die Störung wird häufig schlechter erkannt.
In der Klassifikation ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation wird ADHS zu den hyperkinetischen Störungen gezählt. Die dort aufgeführten Störungen werden durch mangelhafte Ausdauer, Sprunghaftigkeit, Unachtsamkeit, körperliche Unruhe und Impulsivität gekennzeichnet. Daher werden neben ADHS seltener die Bezeichnungen „hyperkinetische Störung“ oder „hyperkinetisches Syndrom“ verwendet.
AD(H)S zählt aktuell zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter. Nach Angaben von ADHS Deutschland e.V. sind derzeit rund 5 % der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen betroffen.
ADHS Symptome -
ADHS erkennen
Das Krankheitsbild der Aufmerksamkeitsstörung ist sehr komplex. Daher werden die AHDS-Symptome häufig in drei Gruppen unterteilt:
Unaufmerksamkeit
Dieser Aspekt der ADHS ist durch Konzentrationsschwäche und Aufmerksamkeitsdefizite charakterisiert.
Anzeichen von ADHS
ADHS-Anzeichen machen sich im Alltag und bei schulischen Aufgaben bemerkbar. In folgenden Situationen können Sie Hinweise auf ADHS erkennen:
- In Gesprächen sind betroffene Kinder unaufmerksam und hören nicht genau zu.
- Sie lassen sich leicht durch umgebende Reize ablenken und verfügen über mangelhafte Konzentration. Dadurch entstehen schnell Flüchtigkeitsfehler.
- Kinder mit ADHS neigen zu Rastlosigkeit und körperlicher Unruhe. Ihre Handlungen können sprunghaft sein und schnell wechseln.
- Durch ihr hyperaktives und häufig ungeschicktes Verhalten ist ihr Unfallrisiko erhöht.
- Sie verfügen häufig nur über eine geringe Frustrationstoleranz, sind leicht reizbar, und können zu aggressivem Verhalten neigen.
- Durch ihr oftmals unberechenbares Verhalten haben Kinder mit ADHS häufig Schwierigkeiten, langwierige Freundschaften aufzubauen.
- Im Klassenverband fallen sie mitunter durch störendes Verhalten auf.
Wichtig für Sie als Eltern ist, dass die erwähnten Verhaltensweisen auch bei Kindern ohne ADHS zu beobachten sind. Daher sind vor allem die Ausprägung und die Dauer der ADHS-Anzeichen ausschlaggebend, um eine klare Diagnose stellen zu können. Wenn die Symptome langfristig auftreten und Ihr Kind schwerwiegend beeinflussen, liegt der Verdacht auf ADHS nahe.
AHDS und andere Lernstörungen
Im Schulalltag lässt sich erkennen, dass ADHS häufig gleichzeitig mit Lernschwächen wie Legasthenie oder Dyskalkulie auftritt. Die daraus folgenden Leistungsdefizite können dazu führen, dass Ihr Kind vermehrt unter dem entstehenden Leistungsdruck leidet oder sogar Schulangst entwickelt. Daher ist es wichtig, die Ursachen für die Lernschwierigkeiten Ihres Kindes abzuklären. Zeigt Ihr Kind neben ADHS-Symptomen Anzeichen auf eine Lernstörung, kann eine ärztliche Diagnose Klarheit verschaffen. So kann festgestellt werden, welche Therapieansätze für Ihr Kind geeignet sind und welche Förderungsmaßnahmen ergriffen werden sollten.
ADHS Ursachen

Typische ADHS-Symptome wie ein gestörtes Aufmerksamkeitsvermögen oder körperliche Unruhe wurden früher meist als Auffälligkeit angesehen, die durch falsche Erziehung begünstigt wurde. Heute wird ADHS als Verhaltensstörung verstanden, die durch unterschiedliche biologische und neurologische Faktoren verursacht wird. Weder Sie noch Ihr Kind sind dafür verantwortlich.
Stattdessen nehmen Forscher heute an, dass es sich bei ADHS um eine neurobiologische Störung handelt. Zudem geht man davon aus, dass genetische Faktoren für die Entwicklung von ADHS ausschlaggebend sind. Bei betroffenen Personen erscheinen die Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin beeinträchtigt zu sein, wodurch wiederum die Signalübermittlung im Hirn gestört wird (Quelle: ADHS Deutschland e.V.).
Bei Personen mit ADHS sind die Hirnregionen, die für die Aufmerksamkeit und die Steuerung des Verhaltens zuständig sind, weniger aktiv. Insgesamt führen diese Funktionsstörungen dazu, dass sich Kinder mit ADHS nur schwer auf bestimmte Prozesse und Aufgaben konzentrieren können. Daher werden die Aufmerksamkeit, die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung und die Feinmotorik beeinflusst.
Zu diesen Faktoren kommen zudem Umwelteinflüsse, die ADHS zwar nicht verursachen, aber doch den Verlauf und die Schwere der Krankheit beeinflussen können. Ein übermäßiger Medienkonsum, Mangel an ausreichender Bewegung oder ein ungeeigneter Erziehungsstil können die Symptome der ADHS verschlimmern. Bleibt ADHS unerkannt, bestehen die Schwierigkeiten bis ins Erwachsenenalter.
ADHS Diagnose
Eltern sind oft die ersten, die Auffälligkeiten wie Hyperaktivität oder Impulsivität bemerken. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und Informationen einzuholen. Viele Beratungsstellen bieten kurze ADHS-Tests an, bei denen die häufigsten Symptome abgefragt werden. Ein solcher ADHS-Test kann eine eindeutige Diagnose nicht ersetzen, aber zumindest den ersten Anstoß für einen Arztbesuch liefern. Anschließend ist eine gründliche ärztliche Untersuchung beim Kinder- oder Jugendarzt bzw. beim Psychiater/Psychologen nötig, um ADHS festzustellen. Diese Diagnostik deckt verschiedene Bereiche ab:
- körperliche und neurologische Voraussetzungen
Zum Beispiel Hör- oder Sehtests, um auszuschließen, dass die Aufmerksamkeitsstörung körperliche Ursachen hat. - motorische Fähigkeiten
- Sinneswahrnehmung
- Verhalten
Auch im Vergleich zu Gleichaltrigen. - Familiensituation und Erkrankungen innerhalb der Familie
Der behandelnde Arzt stellt auf der Grundlage der Ergebnisse von speziellen ADHS-Tests, Verhaltensbeobachtungen und Einschätzungen von Lehrern und Eltern fest, ob Ihr Kind an ADHS leidet. Auch Ihr Kind sollte natürlich im Rahmen der ADHS-Diagnose zu seinen Erfahrungen und Empfindungen befragt werden. Auch mögliche begleitende Störungen wie Lernschwächen, Depressionen oder Zwangsstörungen werden dabei untersucht. So kann anschließend eine passende Strategie für die Therapie entwickelt werden.
Therapie von ADHS
Je früher die Diagnose erfolgt, desto eher können geeignete Therapien und Strategien im Alltag implementiert werden. Eine offene Kommunikation zwischen Eltern, Lehrern und Therapeuten ist dabei unerlässlich. Häufig beinhaltet die Therapie unterschiedliche Behandlungsformen:
- Kognitive Verhaltenstherapie
Hilft Ihrem Kind, seine Impulsivität stärker zu kontrollieren oder seine Arbeitsorganisation zu verbessern. - Sozialtherapeutisches Training
Kompetenzen im zwischenmenschlichen Verhalten werden gesteigert und die Lösung von unangebrachten oder aggressiven Handlungsmustern wird gefördert. - Medikamentöse Behandlung
Medikamente zur Milderung der Symptome werden häufig erst dann in Betracht gezogen, wenn andere Behandlungen nicht angeschlagen haben. Sie wird an das Alter Ihres Kindes und den Schweregrad der Störung angepasst und erfolgt immer in Kombination mit anderen Behandlungsformen. Informieren Sie sich unbedingt gründlich über Notwendigkeit, Wirkungsweise und mögliche Nebenwirkungen des jeweiligen Medikamentes.
Eine Heilung der Krankheit ist nicht möglich. Eine effektive Therapie von ADHS bei Kindern kann aber die ADHS-Symptome mildern und das Leben sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Eltern deutlich verbessern. Letztlich zielt die Therapie darauf ab, den Kindern zu helfen, ihre Stärken zu erkennen und zu nutzen. ADHS-Kinder können so lernen, mit ihren Symptomen umzugehen.
ADHS bei Kindern -
Tipps für Eltern
Ein effektiver Umgang mit ADHS bei Kindern erfordert gezielte Strategien, die den Alltag erleichtern. Für Eltern ist es hilfreich, sich regelmäßig über ADHS zu informieren und gegebenenfalls Kontakt zu Fachleuten oder Selbsthilfegruppen zu suchen. Mit Geduld und Verständnis können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Herausforderungen meistern und seine individuellen Stärken fördern.
Routine und Struktur
im Leben von ADHS Kindern
Eine gut strukturierte Routine kann für Kinder mit ADHS eine enorme Unterstützung darstellen. Sie hilft, den Alltag vorhersehbar und damit weniger stressig zu gestalten. Eltern können durch regelmäßige Zeitpläne, feste Rituale und klare Abläufe dazu beitragen, die Impulsivität und Hyperaktivität ihrer Kinder zu reduzieren. Selbst einfache Dinge wie festgelegte Hausaufgabenzeiten oder wiederkehrende Pausen können positive Effekte haben.
Zudem fördert ein harmonisches Umfeld, in dem Kinder sich sicher fühlen, die Entwicklung von Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein. Es ist sinnvoll, auch gemeinsam mit den Kindern an der Gestaltung der Struktur zu arbeiten, um ihr Engagement zu verstärken. Diese Herangehensweise kann nicht nur die Symptome von ADHS verringern, sondern auch das Selbstwertgefühl der Kinder stärken.

ADHS in der Schule -
Lösungsstrategien
Durch regelmäßigen Kontakt und einen offenen Austausch zwischen Lehrern und Eltern lassen sich individuelle Strategien entwickeln, die den Bedürfnissen des Kindes gerecht werden. Dazu zählen zum Beispiel Anpassungen an der Unterrichtsorganisation:
- Klassenzimmer mit wenig Ablenkung durch Dekoration, große Fenster zur Straße oder Lärm aus dem Schulgebäude
- übersichtlich gegliederte und gleichbleibende Wochenpläne
- rechtzeitige Ankündigung von Veränderungen im Schulalltag
- anschauliche Darstellung von inhaltlichen Zusammenhängen
- direkt und klar formulierte Aufgabenstellungen
- strukturierte Unterrichtsplanung
- ausreichend körperliche Bewegung in den Pausen oder während des Unterrichts (z.B. Tafel putzen)
Hilfreiche Übungen zur Konzentrationsförderung sowie weitere Informationen zur Konzentrationsförderung finden Sie in unserem Ratgeber „Besser konzentrieren“.
Positive Verstärkung
Positive Verstärkung durch Lob und Belohnungen motiviert und stärkt das Selbstbewusstsein. Übertragen Sie Ihrem Kind wichtige Aufgaben, um sein Selbstwertgefühl zu stärken. Und besonders wichtig, machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass es keine Schuld an den Konzentrationsschwierigkeiten trifft, und dass Sie gemeinsam an einer Lösung arbeiten wollen.
Fazit -
ADHS bei Kindern als Chance für individuelle Stärken erkennen
Zusammenfassend ist ADHS eine Herausforderung, die Kinder in vielen Lebensbereichen betrifft, aber mit den richtigen Strategien gut bewältigt werden kann. Eine strukturierte Umgebung, klare Regeln und verständnisvolle Unterstützung durch Eltern, Lehrkräfte und Therapeuten sind entscheidend. Wichtig ist es, die Stärken des Kindes zu fördern, Geduld zu haben und eine positive Entwicklung zu begleiten. Mit gezielten Maßnahmen kann ein Kind mit ADHS lernen, seine Fähigkeiten bestmöglich zu nutzen und erfolgreich seinen Alltag zu meistern.