Zuletzt aktualisiert am 14.01.2025
Was ist Sitzenbleiben?
Definition
Eine Schülerin oder ein Schüler wird aufgrund ihrer/ seiner Schulnoten nicht in die nächst höhere Klassenstufe versetzt. Sie oder er muss die aktuelle Klasse für ein komplettes Schuljahr noch einmal besuchen. Im wiederholten Falle der Nichtversetzung kann dies dazu führen, dass die/ der Schüler:in die Schulart wechseln muss.
Über die Jahre hinweg ist die sogenannte Sitzenbleiber-Quote kontinuierlich rückläufig. Wiederholten in den 70er Jahren noch 7 % aller Schüler:innen eine Schulklasse, so waren es im Schuljahr 2022/2023 nur 2,3% (Statistisches Bundesamt). Dabei gibt es große Unterschiede unter den Bundesländern. In Bayern lag die Quote bei 4,1%, in Berlin dagegen lediglich bei 1%.
Welche Versetzungsregeln gibt es?
Die Bedingungen für die Versetzung variieren von Bundesland zu Bundesland. Auch die einzelnen Schularten der Bundesländer haben unterschiedliche Bestimmungen. So gibt es beispielsweise Versetzungen auf Probe, das freiwillige Zurücktreten, Nachprüfungen oder auch spezifische Regelungen bei Mehrfachwiederholungen. Grundsätzlich gilt, wenn Schülerinnen oder Schüler keine ausreichenden Leistungen erbringen, wird von den Lehrer:innen in der Zeugniskonferenz über ihre Versetzung entschieden.
Warum bleiben Schüler:innen sitzen?

Es gibt vielfältige und komplexe Gründe für schlechte Schulleistungen und Schulversagen:
- Längere Fehlzeiten
Stofflücken können dazu führen, dass der Anschluss an die Klasse verloren wird. - Aufeinander aufbauende Inhalte
Lücken in grundlegenden Bereichen machen das Verständnis vertiefender Inhalte schwer bis unmöglich. - Fehlende Arbeitstechniken
Effektive Lernstrategien und Prüfungsplanung sind nötig, um gute Noten zu erreichen. - Motivationsprobleme, emotionale oder psychische Schwierigkeiten
Tiefer gehende Probleme können zu schlechten Noten und Nichtversetzung führen. - Prüfungsangst
Im entscheidenen Moment kann das Wissen nicht abgerufen werden. - Unpassende Schulform
Bei kontinuierlicher Überforderung sollte ein Schulwechsel erwogen werden. - Unzureichender Arbeitseinsatz
Schüler:innen investieren nicht ausreichend Energie in das Lernen, den Noten wird wenig Bedeutung beigemessen.
Was bringt Sitzenbleiben?
Im deutschen Bildungssystem wird mit möglichst homogenen Klassenverbänden geplant, damit einheitlicher Unterricht möglich ist. Schüler:innen, die den Anschluss an das Leistungsniveau der Klasse verloren haben, werden durch das Nichtversetzen aus der Leistungsgruppe genommen. Über die Auswirkungen und den Sinn des Sitzenbleibens gibt es geteilte Meinungen.
Gründe, die für das Sitzenbleiben sprechen
- Zeit um aufzuholen
Die Schüler:innen gewinnen mit der Wiederholung des Schuljahres ausreichend Zeit, um in Ruhe den Lernstoff aufzuarbeiten. Es bleibt die Chance bestehen, die Schulkarriere wie geplant fortzusetzen. - Motivation durch Konsequenzen
Die Aussicht darauf, nicht versetzt zu werden, kann Schüler:innen zu einer Leistungssteigerung motivieren. - Erhaltung von Leistungsstandards und Qualitätssicherung
Unterschiedliche Schulformen setzen eine festgelegte Leistungsfähigkeit voraus. Die Nichtversetzung garantiert, dass die Schüler:innen den entsprechenden Anforderungen genügen.

Gründe, die gegen das Sitzenbleiben sprechen
- Unverhältnismäßige Zeitinvestition
Ist die Leistung nur in einigen Fächern schlecht, kann eine individuelle Förderung sinnvoller sein und den Anschluss an das Klassenniveau ermöglichen. - Frustration und Demotivation
Die Frustration über das Scheitern und der Ausschluss aus der Klassengemeinschaft kann so demotivierend wirken, dass die Noten sich nicht verbessern. - Erfolg wissenschaftlich nicht belegt
Die Mehrzahl der wissenschaftlichen Studien können keinen positiven Effekt des Sitzenbleibens feststellen. Teilweise wird sogar ein negativer Effekt festgestellt. - Vergleich mit den Nachbarländern
In vielen Ländern Europas gibt es keine Klassenwiederholung. Finnland beispielsweise, das bei Pisa-Tests regelmäßig gut abschneidet, kennt kein Sitzenbleiben. - Hohe Kosten
Sitzenbleiben verursacht hohe Kosten durch zusätzlich erforderliche Personalkosten und einen hohen Verwaltungsaufwand.
Was tun wenn Sitzenbleiben droht?
Als Eltern haben Sie verschiedene Möglichkeiten, Ihr Kind in dieser schwierigen Situation zu unterstützen.
- Informationsangebote annehmen
Nehmen Sie Angebote wie Lehrersprechstunden oder Informationsabende wahr. Bleiben Sie über die Noten Ihres Kindes informiert, um rechtzeitig gegensteuern zu können. - Gespräch mit Klassen- oder Fachlehrer:innen suchen
Suchen Sie gemeinsam nach den Ursachen und besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind mögliche Maßnahmen. - Möglichkeiten abwägen
Informieren Sie sich an Ihrer Schule. In einigen Bundesländern gibt es zum Beispiel die Versetzung auf Probe oder die Möglichkeit zur Nachprüfung. - Unterstützung für Ihr Kind
Eine Nichtversetzung kann zu Selbstzweifeln und Demotivation führen. Strafen oder Vorwürfe sind definitiv nicht angebracht. Geben Sie Ihrem Kind die Unterstützung, die es braucht. - Fortschritte analysieren
Fehlen z.B. die richtigen Arbeitstechniken oder leidet Ihr Kind unter Prüfungsangst, benötigt es gezielte Unterstützung. - Schulwechsel abwägen
Denken Sie daran, dass die Schulsysteme i.d.R. durchlässig sind. Schulabschlüsse können häufig auf verschiedenen Wegen erworben werden.