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Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025

Montessori-Pädagogik

„Hilf mir, es selbst zu tun“ - M. Montessori 

Unter diesem Motto entwickelte Maria Montessori Ende des 19. Jahrhunderts in Italien einen völlig neuen pädagogischen Ansatz, der vor allem das Kind als Individuum in den Mittelpunkt rückt.

Als eine der ersten Frauen, die ein Medizinstudium mit einem Doktorgrad abgeschlossen hat, entwickelte Maria Montessori ein neues pädagogisches Bildungskonzept, das die Zeitspanne vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen abdeckt. Im Fokus des Lernprozesses steht die maximale Förderung jedes einzelnen Kindes.

Die Grundprinzipien der Montessori-Pädagogik

Freie Wahl der Arbeit

„Durch freie Aktivität kann das Kind einen Menschen aus sich bilden“ M. Montessori

Die Montessori-Pädagogik geht davon aus, dass Kinder grundsätzlich lernen wollen. Die Freiarbeit ermöglicht es den Kindern, sich in ihrem individuellen Lerntempo, interessengeleitet mit einer Aufgabe zu beschäftigen. Es verhindert Über- und Unterforderung. 

Vorbereitete Umgebung

Eine zentrale Rolle im pädagogischen Konzept nach Maria Montessori spielt die sogenannte vorbereitete Umgebung. Es ist die Aufgabe der Lehrerin oder des Lehrers diese Umgebung so vorzubereiten, dass sie das Kind zum Lernen motiviert und anregt. Die Materialien sind übersichtlich geordnet und nach Schwierigkeit sortiert. Die Kinder sind dazu angehalten, diese Umgebung zu pflegen und für Ordnung zu sorgen.

Die Rolle der Lehrer:innen

In klassischen Schulsystemen ist die Lehrerin oder der Lehrer ein Wissensvermittler. Im Montessori-Konzept sind Lehrer:innen eher Lernbeobachter:innen und -begleiter:innen. Konkret ergeben sich daraus folgende Aufgaben:

  • Individuelle Beobachtung der Kinder
  • Einführung in neue Materialien, wenn das Kind bereit dafür ist
  • Kinder zu größerer Unabhängigkeit verhelfen
  • Zurückhaltung, solange das Kind selbstständig lernt
  • Beobachtung von gemeinsam vereinbarten Regeln
  • Pflege der Lernumgebung in Zusammenarbeit mit den Kindern

Übungen des täglichen Lebens

Das Montessori-Konzept möchte Kinder dazu befähigen selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln. Ein Bestandteil sind daher die sogenannten Übungen des täglichen Lebens. Es handelt sich um grundlegende Alltagsaktivitäten, wie Obst Schneiden oder Eingießen von Wasser. Sie helfen, Grob- und Feinmotorik, Gleichgewicht und Auge-Hand-Koordination zu schulen und ein Gefühl von Unabhängigkeit zu entwickeln.

Der absorbierende Geist

Maria Montessori prägte den Begriff des „asorbierenden Geistes“. Damit wird das Phänomen beschrieben, dass Kinder vor allem in den ersten paar Lebensjahren die Fähigkeit besitzen, Wissen wie mit einem Schwamm aufzusaugen - es wird absorbiert. Das prominenteste Beispiel ist der Spracherwerb. Kinder erlernen ihre Muttersprache scheinbar mühelos, ohne Sprachunterricht, lediglich indem sie nebenbei Gespräche wahrnehmen. Der Mensch kann in keiner später erlernten Sprache die Art der Perfektion erreichen, wie in seiner Muttersprache.

Lehrmaterialien

Die Lehr- und Arbeitsmaterialien sind auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern und ihre jeweilige Entwicklungsstufe abgestimmt und laden die Schüler:innen zum selbst motivierten Lernen ein. Sie ermöglichen eine selbstständige Fehlerkontrolle. Jede Übung, die der Schüler durchführt, verfolgt dabei ein konkretes Ziel. 

Alle Lehrmaterialien und Aufgaben verfolgen dabei einen Grundsatz: Nur durch das Erfassen von Zusammenhängen lässt sich eine Erkenntnis gewinnen. 

Nach Montessori werden die Materialien in die folgenden Bereiche untergliedert. 

  • Übungen des praktischen Lebens
  • Sinnesmaterial
  • Sprachmaterial
  • Mathematikmaterial
  • Materialien zur kosmischen Erziehung 

Kosmische Erziehung

Schülerinnen und Schülern soll nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern sie sollen sich mit den Zusammenhängen von Prozessen auseinandersetzen. Das beinhaltet zum einen die Gesetzmäßigkeiten der Natur und zum anderen die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur und unter den Menschen. Dadurch erlernen die Kinder, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Die Entwicklungsphasen des Kindes

Beruhend auf diesen Grundprinzipien geht Maria Montessori von einem Entwicklungsprozess aus, den jedes Kind in drei Entwicklungsphasen durchläuft. 

Erstes Kindheitsstadium

0 bis 6 Jahre

Nach Montessori die wichtigste Phase des Lebens.

  • Bildung von Persönlichkeit und Fähigkeiten
  • Entwicklung von Geist und Psyche

Zweites Kindheitsstadium

6 bis 12 Jahre

Auch die „stabile Phase“ genannt

  • Fähigkeit sich intensiv mit einer Aufgabe auseinanderzusetzen
  • Bedeutung der Gruppe und die Ausweitung der eigenen Interaktionen nimmt zu

Phase des jungen Erwachsenen

12 bis 18 Jahre

Phase der radikalen Umwandlung

  • geprägt von Verunsicherung und Veränderungen
  • Stärkung des Selbstvertrauens besonders wichtig

Weiter führt M. Montessori aus, dass der Entwicklungsprozess eines jeden Kindes von sogenannten sensiblen Phasen beeinflusst wird. In diesen Phasen, die von vorübergehender Dauer sind, sind die Kinder besonders empfänglich für Anreize aus ihrer Umwelt. Dies bedeutet, dass Kinder in diesen Phasen eine erhöhte Lernbereitschaft haben. 

Dabei unterscheidet die Montessori-Pädagogik verschiedene Sensibilitäten. So ist z.B. in den ersten Lebensjahren die Sensibilität für Bewegung und Sprache sehr ausgeprägt, während Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren Sensibilitäten für ein moralisches Bewusstsein und die Abstraktion aufweisen.

Die Montessori-Schule

Laut dem Montessori Dachverband gibt es 600 Kitas und 225 Montessori-Grundschulen und 156 Sekundarschulen in Deutschland.

Unterrichtsform

Im Montessori-Konzept gibt es zwei ganz prägnante Formen des Unterrichts. 

  • Freiarbeit
    Die Schüler:innen bestimmen selbst, welchen Aufgaben sie nachgehen möchten. Die Freiarbeit ist fächerübergreifend. Zu Beginn eines jeden Schultages werden sogenannte Gesprächsrunden mit den Schülern durchgeführt. In diesen Runden werden zusammen mit dem Lehrer die jeweiligen Tages- oder auch Wochenziele bestimmt.
  • Fachunterricht 
    Auch gebundener Unterricht genannt. Ein spezielles Fach steht im Mittelpunkt. Die Lerninhalte und -ziele werden in Gruppen- oder Einzelarbeit erarbeitet.

Der Klassenverbund

In Montessori-Schulen gibt es altersgemischte Klassen. Ziel ist, dass die Kinder voneinander lernen können. Unterstützt wird diese Art des Lernens durch die verschiedenen Charaktere und Begabungen der Kinder. Ältere Kinder übernehmen dabei die Rolle eines Paten für jüngere Schüler:innen. Die Umsetzung der altersgemischten Klassen unterscheidet sich je nach Schule. Manche Montessori-Schulen mischen zwei oder drei Jahrgänge, andere auch vier.

Benotung und Leistungsfeststellung

Grundsätzlich orientieren sich Montessori-Schulen an dem Prinzip, dass Kinder individuell sind und nicht verglichen werden sollen. Daher werden die Schüler:innen in den ersten Schuljahren meist nicht mit Noten bewertet. 

Um den Leistungsstand zu dokumentieren gibt es die sogenannte IzEL-Dokumentation (Information zum Entwicklungs- und Lernprozess). Hier wird festgehalten, welche Themen bearbeitet wurden und wie der aktuelle Wissensstand in dem jeweiligen Bereich ist. Neben den fachlichen Kenntnissen wird in dieser Tabelle auch die Persönlichkeitsentwicklung dokumentiert. 

Durch regelmäßige Gespräche, lernen die Kinder, ihre eigene Arbeit zu reflektieren und mit den Lehrer:innen Strategien zur Verbesserung zu erarbeiten.

 

Finanzierung von Montessori-Schulen

Es gibt sowohl staatliche als auch private Montessori-Schulen. Staatliche Schulen erheben in den meisten Fällen keine Schulgebühren. In einigen Fällen ist jedoch eine Mitgliedschaft in den jeweiligen Fördervereinen erwünscht. Diese Mitgliedschaft ist wiederum mit Kosten verbunden. 

An privaten Schulen können folgende Kosten anfallen: 

  • Aufnahmegebühr
  • Monatliches Schulgeld (abhängig vom Einkommen der Eltern)
  • Sonstige Kosten: Hort, Verpflegung, Verwaltungsgebühren
  • Kosten für den Förderverein:
    • Jahresbeitrag
    • In den meisten Fällen wird bei der Anmeldung zusätzlich ein zinsloses Baustein-Darlehen an den Förderverein gezahlt (wird ein Jahr nach dem Austritt des letzten Kindes \ der Familie zurückbezahlt)

Die Eltern als Bestandteil des Konzeptes

Das Montessori-Konzept greift bereits ab der Geburt. Daher sind in den ersten Lebensjahren vor allem die Eltern in ihrer Rolle als Erzieher gefordert.

Besucht das Kind eine Montessori-Schule ist es erforderlich, dass die Eltern mit den Grundprinzipien vertraut sind. An einigen Schulen werden daher Workshops und Elternabende angeboten, die den aktiven Austausch fördern. Manche Schulen beteiligen Eltern auch aktiv zum Beispiel bei der Materialerstellung oder durch gemeinsame Ausflüge. Der regelmäßige Dialog mit den Eltern ist ein wichtiger Bestandteil des Montessori-Konzepts.

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