Zuletzt aktualisiert am 26.11.2024
Was ist Mobbing in der Schule?
Der Begriff Mobbing leitet sich vom englischen Wort „(to) mob“ ab und meint, jemanden anzugreifen, anzupöbeln oder zu schikanieren. In Fachkreisen ist Mobbing eine bestimmte Art der Gewalt gegen Personen, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Das Phänomen ist nicht zu verwechseln mit kurzfristigen Konflikten.
Mobbing unter Schüler:innen ist eine böswillige Handlung, die einzig und allein das Ziel verfolgt, eine:n Mitschüler:in „fertig“ zu machen, ihn sozial auszugrenzen. Durch diese Art der Schikane ist für betroffene Schüler:innen der tägliche Gang in die Schule eine Qual und kann großes Unbehagen und Überwindung bedeuten.
Grundsätzlich kommt Mobbing in der Schule nicht nur unter Schüler:innen vor, sondern Schüler:innen sowie Lehrer:innen können Opfer und Täter:in sein.
Verschiedene Arten von Mobbing
Mobbing an Schulen kann in verschiedensten Situationen auftreten und beinhaltet eine Bandbreite von Verhalten. Dabei ist Mobbing in der Grundschule ebenso häufig, wie Schülermobbing in höheren Klassenstufen. Häufig finden die Schikanen nicht während des Unterrichts statt, sondern in viele Fällen außerhalb, zum Beispiel in der Pause, im Schulbus, auf dem Schulhof oder auf der Toilette.
Direktes Mobbing
- Verbales Mobbing
Auslachen oder Bloßstellen vor Anderen, Beleidigen, entnervtes Stöhnen, wenn ein/e Mitschüler:in sich etwas mehrfach erklären lässt - Abwertende Worte oder Blicke
- Hänseleien durch unpassende Witze oder Spitznamen
- Drohen mit unangemessenen Konsequenzen
- Mobbing durch körperliche Gewalt
Verprügeln, Beschädigung von Gegenständen, Erpressung und Nötigung
Indirektes Mobbing
- Verbales Mobbing
Lästern, ungerechtfertigte Anschuldigungen, Verbreitung von Lügen und Gerüchten, um den Ruf zu schädigen – heute immer häufiger auch durch sogenanntes „Cybermobbing “ - Soziales Ausgrenzen z.B indem ein/e Schüler:in beim Spiel in der Pause ausgeschlossen wird oder bei einer Gruppenarbeit nicht mitmachen darf
- Unterschlagen von Informationen
- Zurückhalten von Lob, obwohl es der/die Schüler:in es verdient hätte
- Stehlen oder Zerstören von Eigentum des Mobbingopfers, z.B. Schulhefte/Ordern, Kleidungsstücke
Ursachen von Mobbing
Konflikte im Schulalltag sind nicht nur normal, sondern auch notwendig. Bei unausgesprochenem Neid oder Ärger kann die Situation jedoch eskalieren. Die Täter:innen brauchen ein „Ventil“, um ihrem Ärger Luft zu machen: ein Mobbing-Opfer.
Warum Schüler:innen andere Schüler:innen mobben, ist nicht einfach zu beantworten. Oft ist ein Grund für Mobbing im Schulbereich die Andersartigkeit eines/einer Schüler:in. Dies können äußere Kennzeichen wie zum Beispiel die Kleidung oder die Haare sein. Genauso kann Mobbing jedoch auch durch persönliches Verhalten, Einstellungen oder soziale Eigenschaften wie Nationalität, Religion oder Kultur hervorgerufen werden.
Auch gruppendynamische Prozesse spielen eine Rolle beim Schülermobbing. Auschlaggebend können beispielsweise konkurrierende Schüler:innen, Rache oder Eifersucht im Klassengeschehen sein. Auch eine Veränderung in der Klassenstruktur durch Neuzugänge kann Ausgangspunkt für Mobbing sein.
Ob die beschriebenen Ursachen in Mobbingprozesse übergehen, hängt maßgeblich von der Lehrkraft oder Schulleitung ab. Mobbing entsteht oft dort, wo im Schulalltag keine offene Kommunikation gepflegt wird und das Sozialklima schwierig ist. In den meisten Fällen jedoch kann und muss man als Außenstehender in den Prozess eingreifen, um weitere Schikanen und Ausgrenzungen zu verhindern. Voraussetzung für die mögliche Einflussnahme ist natürlich, dass Mobbing als solches erkannt wird. Auch das Verhältnis zwischen Lehrer:in und Schüler:innen ist von großer Bedeutung. Herrscht in einer Klasse ein gutes Sozialklima, findet man nur selten Mobbing.
Mobbing und seine Folgen
Die Folgen von Mobbing können unterschiedlich sein. Sie reichen von Bauchschmerzen, Bettnässen, Kopfschmerzen bis hin zu Albträumen, Angstattacken und Depressionen – im schlimmsten Fall zu Selbstmord. Häufig leiden gemobbte Schüler:innen an Unkonzentriertheit, die schulischen Leistungen werden somit schwächer. Viele neigen dazu, den Unterricht zu schwänzen, da sie den Täter:innen aus dem Weg gehen und jede Konfrontation vermeiden wollen. Betroffene Kinder suchen häufig die Schuld bei sich, sie begeben sich mehr und mehr in eine soziale Isolation und vereinsamen.
Doch nicht nur die Opfer leiden an den Folgen – auch die Täter:innen und sogar unbeteiligte Mitschüler:innen. Die Täter:innen steigern im Laufe des Mobbing-Prozesses ihre Aggressionen; die unbeteiligten Mitschüler:innen leiden an ihrer neutralen Position. Häufig fehlt ihnen der Mut, Lehrer:innen oder Eltern über den Vorgang zu unterrichten – aus Angst, selbst Opfer zu werden.
Anzeichen von Mobbing
Da Mobbing meist versteckt abläuft, ist es nicht immer leicht zu erkennen. Darüber hinaus sind die betroffenen Schüler:innen meist so eingeschüchtert und suchen die Schuld bei sich selbst. Darum wenden Sie sich nicht direkt an eine Vertrauensperson, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Aus diesem Grund, ist es besonders wichtig, dass Lehrer:innen, Eltern oder andere Bezugspersonen die Anzeichen von Mobbing (er-)kennen.
Wird mein Kind gemobbt?
Diese Verhaltensweisen Ihres Kindes sollten Sie aufhorchen lassen:
- Ihr Kind möchte nur noch in Begleitung zur Schule gehen.
- Ihr Kind verlangt immer öfter, zur Schule gefahren zu werden.
- Ihr Kind möchte nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen.
- Die schulischen Leistungen Ihres Kindes lassen nach.
- Ihr Kind fängt plötzlich an zu stottern.
- Ihr Kind zieht sich immer mehr zurück und trifft sich nicht mehr mit Schulkameraden.
- Antriebslosigkeit
- Schlaflosigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Ihr Kind hat Albträume und/oder klagt über Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchweh und Appetitlosigkeit.
- Ihr Kind kommt mit Verletzungen aus der Schule nach Hause.
- Ihr Kind kommt mit zerstörten oder fehlenden Sachen nach Hause.
- Ihr Kind „verliert“ regelmäßig Geld.
Anzeichen beim Täter:innen
Auch Auffälligkeiten im Verhalten von Täter:innen kann auf den Mobbingprozess aufmerksam machen:
- Versucht Aggressionen an anderen auszulassen
- Versucht auf unangemessene Weise Anerkennung zu bekommen
- Versucht Minderwertigkeitsgefühle auszugleichen
- Falsches Gemeinschaftsbild (alle-gegen-einen)
- Machtmissbrauch
Wichtig ist zu betonen, dass die verschiedenen Punkte alleine nicht sofort Grund für eine Mobbingannahme sein sollten. Bezugspersonen sollten jedoch hellhörig werden, wenn die genannten Punkte übermäßig und in Kombination in Erscheinung treten und dann nächste Schritte unternehmen.
Mobbing: Handeln ist gefragt
Da sich Mobbing-Opfer meist nicht selbst helfen können, ist es wichtig, dass sie Hilfe von außen bekommen. Hier eine Übersicht an Handlungsempfehlungen, wenn Sie als Bezugsperson im Alltag von Mobbing in der Schule betroffen sind.
Empfehlungen für Eltern bei Mobbing in der Schule
- Nehmen Sie Warnsignale ernst.
- Führen Sie regelmäßige und intensive Gespräche mit Ihrem Kind.
- Führen Sie mit Ihrem Kind ein Mobbingtagebuch, um festzuhalten, wann es zu welchen Vorfällen kommt.
- Reden Sie mit Ihrem Kind über die Vorfälle und damit einhergehende Gefühle.
- Suchen Sie das Gespräch mit dem/der Klassenlehrer:in und entwerfen Sie gemeinsam eine Strategie, wie Ihrem Kind geholfen werden kann.
- Vermeiden Sie, direkt mit dem/der Täter:in in Kontakt zu treten, sondern suchen Sie sich einen Vermittler.
- Geben Sie Ihrem Kind Hilfestellungen beim Erlernen eines neuen Reaktionsmusters zum Beispiel indem Sie Rollenspiele mit ihm zu Hause durchführen.
- Bauen Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kinder bewusst durch Lob und Anerkennung wieder auf.
- Suchen Sie qualifizierte Beratungsstellen auf. Auch der Kontakt zu anderen betroffenen Eltern kann hilfreich sein. Unter www.schueler-mobbing.de finden Sie interessante Artikel und Tipps zum Thema Mobbing.
Empfehlungen für Lehrer:innen bei Mobbing in der Schule
- Nehmen Sie das Thema ernst: in jeder Schule gibt es Formen von Mobbing.
- Klären Sie Ihre Schüler:innen auf, was Mobbing ist und welche Folgen es haben kann.
- Unterschätzen Sie die Auswirkungen von Mobbing nicht, sondern greifen Sie als direkte Bezugspersonen der Schüler:innen ein.
- Ermutigen Sie Schüler:innen von Mobbingprozessen zu erzählen.
- Treiben Sie präventive Maßnahmen zum Thema Mobbing voran: Vorträge zu Anti-Mobbing-Strategien oder Klassenprojekte (Sozial-Kompetenz-Training, Konfliktbewältigungstraining, Trainings zur Persönlichkeitsentwicklung).
- Schaffen Sie eine offene und konstruktive Gesprächs- und Streitkultur in Ihrer Klasse zum Beispiel durch Rollenspiele.
- Stellen Sie Täter:innen zur Rede und ziehen Sie diese in die Problemlösung mit ein.
- Ignorieren Sie das Thema nicht, sondern machen Sie es konstruktiv zum Thema der ganzen Klasse.
- Schaffen Sie Kommunikationsmöglichkeiten für das Thema Mobbing: Projekttage, Schülerzeitung, Elternabende
- Suchen Sie den Kontakt zu den Eltern betroffener Schüler:innen.
- Holen Sie sich in schweren Fällen Unterstützung von außen: Lehrerkolleg:innen, Schulsozialarbeit, Schulpsycholog:innen, Schulleitung.