Nachhilfe-Studie Focus Schule 2006
FOCUS-SCHULE (2006):
„Bildungsstudie ‚Communication Networks 9.0’“
Zum zweiten Münchener Bildungsgipfel hat das Bildungsmagazin FOCUS-SCHULE eine umfassende Bildungsstudie mit mehr als 25.000 Befragten präsentiert. Das Ergebnis: In Deutschland sind 13,5 Millionen Frauen und Männer Eltern von schulpflichtigen Kindern – davon sind 1,46 Millionen alleinerziehend. Der größte Teil davon (91%) sind Mütter, die mit ihren Kindern ohne Partner in einem Haushalt leben. Die FOCUS-SCHULE-Studie (Communication Networks 9.0) zeigt: In Berlin, Hamburg und Schleswig-Holstein gibt es deutlich überproportionale Anteile von Alleinerziehenden, während kinderreiche Familien mit drei und mehr Kindern am häufigsten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachen oder Baden-Württemberg leben. 3,4 Millionen Eltern haben zwei Kinder, mehr als acht Millionen ein Kind und gerade mal eine halbe Million hat drei und mehr Kinder. Diese Eltern mit mehr als drei Kindern engagieren sich ganz besonders: Während die Hälfte aller Eltern mit einem Kind die Hausaufgaben überprüft, tun dies 58% der Eltern mit mehr als drei Kindern. Sie üben zu 56% mit ihrem Nachwuchs vor Tests, während dies nur 45% der Eltern mit nur einem Kind tun. Dort wird dann eher schon mal in die Nachhilfe investiert.
Die Mehrzahl der Eltern bemüht sich sehr um das Wohl ihrer Kinder, macht mit ihnen Schularbeiten und unterstützt den Nachwuchs, wo sie nur kann. Besonders auffallend: Alleinerziehende kümmern sich genauso intensiv um die schulischen Belange ihrer Kinder wie Elternpaare. 73% der Alleinerziehenden üben mit dem Kind, 67% der Elternpaare paukt mit dem Nachwuchs. Kontrolle der Hausaufgaben, Gespräche mit dem Lehrer führen sowie Lernhilfen kaufen, ist bei allen Eltern gleichermaßen ausgeprägt. Alleinerziehende besuchen häufiger Elternabende als Paare und sie kontrollieren häufiger die Hausaufgaben. Jeder zweite Alleinerziehende ist äußerst interessiert an Erziehungsfragen, bei Paaren sind es 47%. Bildungspolitik ist für 35% der Alleinerziehenden besonders wichtig und für 32% der Elternpaare. Alleinerziehende sind an den schulischen Leistungen ihrer Kinder, an Erziehungsfragen sowie an der Bildungspolitik ebenso stark interessiert wie Elternpaare. Gesundheit und Ernährung gilt bei beiden Gruppen das größte Interesse.
„Da Alleinerziehende weniger Geld zur freien Verfügung haben als Paare, können sie ihren Kindern seltener kostenpflichtige Angebote wie Lernhilfen und Sprachreisen bieten. Generell sind es auch deutlich eher die Mütter, die für die Erziehung der Kinder die Verantwortung übernehmen, mit ihnen üben, Nachhilfe organisieren und mit den Lehrern sprechen. Sie sind insgesamt auch stärker an Erziehungsfragen und Bildungspolitik interessiert als die Väter. Und es sind auch wieder die Mütter, die beispielsweise Ratgeberbücher oder Zeitschriften zum Thema Schule und Kindererziehung lesen, um ihre Kinder so gut wie möglich zu unterstützen“, erläutert FOCUS-SCHULE-Chefredakteurin Gaby Miketta.
Die FOCUS-SCHULE-Studie ergibt, dass bei 3,4 Millionen der Eltern Kinder in der Grundschule sind, 1,6 Mio. haben Kinder, die die Hauptschule besuchen, 2,3 Millionen lassen ihre Kinder auf die Realschule gehen. Rund 450.000 Eltern haben Kinder in Gesamtschulen und 1,7 Millionen schicken ihre Kinder auf das Gymnasium. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Nach dem Motto „mein Kind soll es einmal besser haben“, wünschen sich Eltern, entsprechend ihrer Ausbildung, für ihr Kind in der Regel einen besseren oder mindestens gleichrangigen Schulabschluss. Wer seine schulische Laufbahn mit der Hauptschule beendet hat, wünscht sich für seinen Nachwuchs die mittlere Reife, wer das Abi in der Tasche hat und auch noch weiter studiert hat, wünscht sich für sein Kind ebenfalls die Hochschulreife. Insgesamt strebt gut ein Drittel der Eltern das Abitur und knapp die Hälfte die mittlere Reife für ihr Kind an.
Je höher das Haushaltsnettoeinkommen der Eltern, so die Studie, desto größer ist bei ihnen der Wunsch, dass ihre Kids das Gymnasium besuchen und das Abitur ablegen. Ihnen sollen alle Wege offen stehen, ihren Wunschberuf auszuüben. Wer mehr Geld hat, kann auch mehr in seine Kinder investieren. Das zeigt sich insbesondere beim Kauf von Lernhilfen, Nachhilfe sowie dem Begleiten außerschulischer Aktivitäten – das erfordert Zeit und Geld. Ebenso nimmt das Interesse an Bildungspolitik sowie Sprachreisen mit steigendem Einkommen zu.