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Weiterführende Schulen

Mehrheit findet Abitur auch ohne späteres Studium sinnvoll

Welche weiterführende Schule soll unser Kind nach der Grundschule besuchen? Vor dieser Frage stehen jedes Jahr mehrere hunderttausend Familien in Deutschland. Besonders beliebt sind Schulen, die bis zum Abitur führen. Wie begehrt der höchste Schulabschluss ist, zeigt eine aktuelle forsa-Umfrage.

Abitur erhöht die Berufschancen junger Menschen

Im September 2021 ließ der Studienkreis über das Meinungsforschungsinstitut forsa 2.011 Erwachsene in ganz Deutschland zu Nutzen und Ansehen des Abiturs befragen. 84 Prozent der Befragten stimmten dabei der Aussage zu: „Mit Abitur hat man auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen“. 68 Prozent waren zudem überzeugt, dass ein Abitur auch sinnvoll ist, wenn man danach nicht studiert. Für Gerhard Leibl, Leiter des Studienkreises Neuss Mitte, ist das keine Überraschung. „Für viele Ausbildungsplätze wird heute ein Abitur gefordert, am besten mit Einserschnitt“, sagt Leibl im Interview auf dem Studienkreis-Blog. „Für Schülerinnen und Schüler mit einem Mittleren Abschluss ist das eine tragische Entwicklung, weil sie in Konkurrenz zu Abiturienten stehen und viele Betriebe dann tatsächlich lieber Abiturienten einstellen.“

Immer mehr Schülerinnen und Schüler machen Abitur

Fast die Hälfte eines Jahrgangs verlässt die Schule heute mit einer Studienberechtigung in der Tasche. 2019 stellten die Abiturientinnen und Abiturienten mit Allgemeiner Hochschulreife 40,2 Prozent ihrer Altersklasse. Weitere 10,4 Prozent konnten eine Fachhochschulreife vorweisen. 30 Jahre zuvor sah es noch ganz anders aus: 1989 schafften nur 22,2 Prozent eines Jahrgangs die Allgemeine Hochschulreife und weitere 8,2 Prozent das Fachabitur. Die steigenden Zahlen der Abiturientinnen und Abiturienten lassen einige vermuten, dass das Abitur in den letzten Jahrzehnten leichter geworden ist. Beinahe jede sechste von forsa befragte Person war der Ansicht, dass das Niveau in den letzten 20 Jahren abgenommen hat. Ob das zutrifft, lässt sich allerdings kaum objektiv belegen, das zeigt ein Faktencheck der Bundeszentrale für politische Bildung. Möglich ist demnach auch, dass die besseren Berufsaussichten mehr junge Menschen zum Abitur motivieren.

Wie verlässlich ist die Schulempfehlung der Grundschullehrkräfte?

In 13 von 16 Bundesländern gilt der sogenannte Elternwille – hier liegt die Entscheidung über die Wahl der weiterführenden Schule bei den Eltern. Trotzdem geben die Lehrkräfte der Grundschule in den meisten Ländern eine Empfehlung ab. Jedes Land hat eigene Kriterien dafür festgelegt, welche Kinder eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten. Manchmal ist dafür ein bestimmter Notenschnitt nötig, in anderen Ländern beruht die Empfehlung auf Einschätzungen zur Leistungsbereitschaft oder zum Arbeitsverhalten. Häufig ist es für die Lehrkräfte schwierig, für die erst neun- oder zehnjährigen Kinder eine Prognose für den weitere Lernfortschritt abzugeben. Studien zeigen, dass die Empfehlung nicht in allen Fällen zutrifft. Immer wieder kommt es vor, dass Kinder ohne Gymnasialempfehlung später doch das Abitur schaffen. Umgekehrt erhalten einige Kinder eine Empfehlung für das Gymnasium, aber später zeigt sich, dass sie den Leistungsanforderung nicht gewachsen sind.

Die Frage, wer über die weiterführende Schulform entscheiden sollte, führt immer wieder zu gesellschaftlichen Debatten. In der forsa-Umfrage sprachen sich nur 16 Prozent der rund 2.000 Befragten für den Elternwillen aus. 39 Prozent fanden, dass die Grundschullehrkräfte über die weiterführende Schulform entscheiden sollten. 36 Prozent bevorzugten Aufnahmeprüfungen der weiterführenden Schulen als Auswahlverfahren.

Mit Nachhilfe zum Abitur

Auch beim Wunsch nach Nachhilfe spielt die Aussicht auf das Abitur eine wichtige Rolle. Das zeigt eine interne Befragung des Studienkreises unter 215 Nachhilfe-Interessierten. 70 Prozent der Mütter und Väter gaben an, dass das Abitur eine zentrale Rolle bei ihrem Interesse an Nachhilfe spielt. 41 Prozent wollten erreichen, dass ihr Kind eine gute Abiturnote erhält, 29 Prozent machten sich Sorgen, dass ihr Kind das Abitur nicht bestehen könnte. „Politisch wird häufig diskutiert, wie viele Abiturienten eine Gesellschaft braucht. Für die einzelnen Familien ist das meist weniger relevant. Sie möchten, dass ihr Kind Abitur macht, um über die besten Startchancen zu verfügen“, kommentiert Max Kade, Pädagogischer Leiter des Studienkreises.

Ist das Abitur an der Gesamtschule leichter?

In den meisten Bundesländern ist das Abitur eine Zentralprüfung. Das heißt, alle Schülerinnen und Schüler bearbeiten dieselben Abituraufgaben – unabhängig davon, ob sie ein Gymnasium oder eine Gesamtschule besuchen. Nur knapp jede vierte von forsa befragte Person glaubte, dass es später im Beruf einen Unterschied mache, an welcher Schulform jemand das Abitur abgelegt hat. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen waren allerdings 48 Prozent der Ansicht, dass die Schulform einen Unterschied macht.

Auch wenn die Prüfung an beiden Schulformen dieselbe ist, kann der Weg zum Abitur an der Gesamtschule etwas leichter sein: In den meisten Bundesländern lernen die Schülerinnen und Schüler hier bis zum Abitur ein Jahr länger als am Gymnasium – das gibt mehr Zeit, um den Unterrichtsstoff zu verstehen.

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