In jeder vierten Familie gibt es Streit ums Lernen in den Ferien
Die Sommerferien stehen vor der Tür – und in vielen Familien damit auch die Frage, wie viel Gelerntes in Vergessenheit gerät, wenn die Kinder und Jugendlichen in den sechs langen Wochen keinen Schulstoff wiederholen. Immerhin in rund jeder zweiten Familie dürfen die Kinder selbst entscheiden, ob sie sich in den Ferien mit Schulstoff beschäftigen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage von Forsa unter 1.002 Müttern und Vätern von Schulkindern im Auftrag des Studienkreises.
Viele Eltern kennen das: Ohne gutes Zureden liegt der Schulranzen über die gesamten Sommerferien unberührt in der Ecke. Die von Forsa befragten Eltern stehen dieser Situation gespalten gegenüber – rund die Hälfte findet, dass ihre Kinder in den Ferien komplett frei haben und nichts für die Schule lernen sollten. Fast ebenso viele (47 Prozent) sind hingegen der Ansicht, dass sich die Kinder und Jugendlichen zumindest ein wenig mit Schulstoff beschäftigen sollten.
Eltern halten Pubertierende für besonders vergesslich
Hinter den zwei Haltungen zum Lernen in den Ferien steckt offenbar vor allem ein unterschiedlich hohes Vertrauen in die Merkfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. 72 Prozent der Eltern, die sich für Lerneinheiten während der Ferien aussprechen, sind der Ansicht, dass ihre Kinder sonst zu viel Stoff vergessen würden. Unten den Müttern und Vätern, die sich für lernfreie Ferien aussprechen, vermuten nur 28 Prozent, dass durch die lange Pause Gelerntes aus dem Vorjahr verloren geht.
Besonders gering ist das Vertrauen ins Erinnerungsvermögen von Kindern im jüngeren Pubertätsalter. Vier von zehn Eltern mit Kindern zwischen 10 und 14 Jahren glauben, dass ihre Kinder in den Ferien ohne Lernen viel Stoff vergessen würden. Unter den Eltern jüngerer oder älterer Kinder zweifelt nur ein Drittel daran, dass Gelerntes ohne Wiederholung die Sommerferien überdauert.
Bildung in den Ferien geht auch ohne Büffeln
Mit den Kindern in den Ferien zu streiten – das macht kein Elternteil gern. Deshalb bietet es sich an, Bildungsinhalte spielerisch in die Ferieninhalte einzubinden. Ob die Jugendlichen ihre Lieblingsserie zur Abwechslung auf Englisch schauen oder eine neue Sportart ausprobieren – die freie Zeit lässt sich mit einer Vielzahl an Aktivitäten füllen, bei denen Spaß und Lernen zusammenfließen.
Die Forsa-Umfrage zeigt: In vielen Familien ist das bereits gängige Praxis. Nach Aussage der Eltern stehen bei 79 Prozent der Schülerinnen und Schüler Ausflüge wie zum Beispiel ins Museum auf dem Programm. Immerhin 38 Prozent planen, auch für die Schule zu lernen – etwa durch die Teilnahme an Nachhilfe oder schulischen Lernangeboten, aber auch durch selbstgesteuertes Lernen mithilfe von Videos oder Apps. Ähnliche Ferienpläne verrieten Jugendliche dem Studienkreis in einer aktuellen Straßenumfrage. Neben „Jobben“ steht bei vielen von ihnen auch Lernen auf dem Programm – vor allem bei Schülerinnen und Schülern, die nächstes Jahr auf den Schulabschluss zusteuern.
Mit spannenden Ferienaktivitäten den Mittelweg zwischen Chillen und Lernen finden
Hoch im Kurs stehen auch Aktivitäten, bei denen Kinder und Jugendliche wichtige Alltagskompetenzen erwerben. So werden 30 Prozent von ihnen an Ferienangeboten wie etwa Zeltlagern teilnehmen. Das fördert Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein beinahe nebenbei – und wirkt sich damit indirekt auch positiv auf die schulischen Leistungen aus.
„Bildung ist mehr als nur Schule“, erklärt Max Kade, pädagogischer Leiter des Studienkreises. „Die Sommerferien sind eine gute Gelegenheit für Kinder und Jugendliche, neue Erfahrungen zu sammeln, Selbstvertrauen zu gewinnen und ihren eigenen Aktionsradius zu erweitern. Die Fertigkeiten, die sie dabei erwerben, sind auch in der Schule hilfreich.“
Zehn Ideen für spannende Ferienaktivitäten, die Kindern und Jugendlichen richtig Spaß machen und ganz nebenbei wichtige Fähigkeiten fördern, hat der Studienkreis in einer Liste zusammengestellt. Weitere Tipps für die Feriengestaltung finden Sie auch hier.
Dass viele Eltern von ihren Kindern erwarten, sich in den Ferien auch mit Schulstoff zu beschäftigen, ist für Max Kade nicht unbedingt ein Widerspruch. „Je nach dem persönlichen Lernstand kann es sinnvoll sein, wenn Kinder oder Jugendliche zwischendurch Schulstoff wiederholen. Wichtig ist, dass die Balance zwischen Freizeit und Lernen stimmt. Schließlich sind die Ferien vor allem zur Erholung gedacht“, so Kade.