Zuletzt aktualisiert am 25.02.2025
Warum gibt es Linkshänder:innen und Rechtshänder:innen?
Ob jemand Rechts- oder Linkshänder:in ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:
- Genetik
Es gibt Hinweise darauf, dass Händigkeit teilweise durch die Gene beeinflusst wird. - Gehirnstruktur
Die motorische Steuerung des Körpers erfolgt kreuzweise. Das bedeutet, die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperseite (also auch die rechte Hand). Bei Linkshänder:innen ist die rechte Gehirnhälfte häufig dominanter. - Umweltfaktoren
Die Umgebung (z.B. Werkzeuge, Schreibgeräte) kann einen Einfluss auf die Entwicklung einer Linkshändigkeit haben. Aber auch Faktoren während der Schwangerschaft und der Geburt können eine Linkshändigkeit fördern. - Zufall
Letztendlich spielt auch der Zufall eine Rolle. Es gibt keine strikten Regeln, die mit Sicherheit festlegen, welche Hand dominiert.
Was haben Linkshänder:innen für Charaktereigenschaften?
Es gibt keine festen “Linkshänder-Persönlichkeitstypen”. Einige Tendenzen deuten aber darauf hin, dass sie häufig kreativer, flexibler und unkonventioneller denken. Hintergrund ist die stärkere Nutzung der rechten Gehirnhälfte, die für Kreativität, Musik und räumliches Denken verantwortlich ist.
Linkshänder:innen wird außerdem nachgesagt, sie seien intiuitiver und sensibler. Dies kann auch mit der vermehrten Nutzung der rechten Gehirnhälfte zusammenhängen, die mit dem emotionalen Denken in Verbindung gebracht wird.
Vor allem in Zweikampfsportarten und Ballsportarten mit schnellen Reaktionen haben Linkshänder:innen einen leichten Wettbewerbsvorteil. Dies kann am Überraschungseffekt liegen, da Rechtshänder:innen eher auf die Spielweise mit anderen Rechtshänder:innen eingestellt sind. Auch die für Rechtshänder:innen eher seltenen Winkel und Bewegungen, zum Beispiel beim Fechten oder Boxen, sorgen dafür, dass die Linkshänder:innen im Wettbewerb einen leichten Vorteil haben.
Linkshänder:innen in der Gesellschaft
Etwa 10 % der Weltbevölkerung sind Linkshänder:innen. Der genaue Anteil variiert nach Region, Geschlecht und Erfassungsmethode. Männer sind mit circa 12% häufiger Linkshänder als Frauen. Die regionale Verbreitung von Linkshändigkeit variiert stark, je nachdem, ob im jeweiligen Land nach wie vor eine Umerziehung zur Rechtshändigkeit stattfindet.
Benachteiligung in der Gesellschaft
Unser Alltag ist größtenteils auf Rechtshänder:innen ausgelegt. Daher erfahren Linkshänder:innen häufig Benachteiligungen im Alltag oder im Berufsleben.
- Alltagsgegenstände
Viele Werkzeuge, Möbel und Geräte sind auf Rechtshänder:innen optimiert. - Probleme in der Schule oder beim Schreiben
Beim Schreiben mit Tintenstiften verschmiert die Tinte, da die Linkshänder:innen beim Schreiben über die Schrift wischen. Auch bei der Sitzordnung gibt es teilweise Probleme. - Berufliche Nachteile
In verschiedenen Berufen kann es zu Problemen kommen, da die Standardwerkzeuge oder -instrumente für Rechtshänder:innen hergestellt werden (z.B. Handwerksberufe, medizinische Berufe) - Kulturelle und soziale Stigmatisierung
In manchen Kulturen gilt die linke Hand als “unrein”. Früher wurden Linkshänder:innen auch in Europa gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben.
Berühmte Linkshänder:innen
In verschiedenen Bereichen, wie Politik, Kunst, Wissenschaft und Sport findet man berühmte Linkshänder:innen. So waren zum Beispiel die Maler Leonardo da Vinci und Pablo Picasso Linkshänder. Auch der Physiker Albert Einstein, die Nobelpreisträgerin Marie Curie und die Stummfilm-Legende Charlie Chaplin gehörten zu den Linkshänder:innen. Viele dieser Linkshänder:innen galten als besonders kreativ, strategisch oder innovativ.
Umerziehung von Linkshänder:innen
Viele Eltern sind irritiert, wenn ihr Kind Dinge mit der linken Hand verrichtet. Aus Unwissenheit war es früher in vielen Kulturen üblich, Linkshänder:innen zur Nutzung der rechten Hand zu zwingen, besonders beim Schreiben. Diese Umerziehung konnte negative Folgen haben, insbesondere für die kognitive und emotionale Entwicklung.
Gründe für die Umerziehung
- Kulturelle und religiöse Vorurteile
In vielen Kulturen galt die linke Hand als “unrein” oder “falsch”. - Schulvorschriften
Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zwangen Lehrer:innen die Kinder oft, mit der rechten Hand zu schreiben. - Technische Gründe
Viele Werkzeuge und Maschinen waren für Rechtshänder:innen gemacht.
Folgen der Umerziehung
Die erzwungene Nutzung der rechten Hand kann das Gehirn belasten, da es gegen die natürliche Dominanz arbeitet. Mögliche Auswirkungen können sein:
- Kognitive Probleme
Konzentrationsstörungen, Verwirrung bei der Unterscheidung von links und rechts - Sprachprobleme
Stottern oder verzögerte Sprachentwicklung - Emotionale Belastung
Stress, Unsicherheit und Frustration - Schreibprobleme
Verkrampfte Haltung, langsames Schreiben
Heutige Sicht auf die Umerziehung
Heutzutage werden Linkshänder:innen in Deutschland nicht mehr umerzogen. In den meisten westlichen Ländern wurde das Vorgehen ab den 1970er-1980er Jahren aufgegeben und wir wissen, dass eine Linkshändigkeit völlig normal ist. Linkshänder:innen sollen mit ihrer linken Hand schreiben und arbeiten. Es gibt verschiedene Werkzeuge die für Linkshänder:innen angepasst sind, um ihnen den Alltag zu erleichtern.
Wie unterstütze ich mein Kind am besten?
Stellen Sie möglichst früh fest, welche Hand Ihr Kind bevorzugt. Lassen Sie Ihr Kind frei wählen, ohne es unterbewusst zu beeinflussen. Unterstützen Sie die Linkshändigkeit Ihres Kindes dahingehend, dass es diese Hand bevorzugt benutzt.
Tipps für Linkshänder:innen im Alltag

Haben Sie festgestellt, dass Ihr Kind Linkshänder:in ist, können Sie es im Alltag durch kleinere Anpassungen unterstützen. Passen Sie gemeinsam den Arbeitsplatz Ihres Kindes an. Stellen Sie Ihrem Kind angepasste Arbeitsmaterialien zur Verfügung, wie zum Beispiel eine Linkshänderschere und angepasste Füller oder Schreibwaren. Stärken Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes und ermutigen Sie es, an einer sauberen Schrift zu arbeiten.
- Üben Sie mit Ihrem Kind früh die richtige Stifthaltung: Den Stift am unteren Ende so mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger halten, dass die linke Kante der Hand auf dem Papier aufliegt. Das Heft sollte mit der rechten unteren Seite zum Körper des Kindes hin zeigen.
- Achten Sie auf die richtige Körperhaltung: Die linke Schulter sollte etwas nach vorn zeigen. So wird eine verkrampfte Körperhaltung vermieden. Im Gegensatz zu Rechtshänder:innen macht ein:e Linkshänder:in eher stoßende Schreibbewegungen, die aber völlig in Ordnung sind.
Tipps für Linkshänder:innen in der Schule
Sprechen Sie im Vorfeld bereits mit den Klassenlehrer:innen Ihres Kindes und besprechen Sie, wie Ihrem Kind das Arbeiten in der Schule erleichtert werden kann. Zum Beispiel können die Lehrer:innen die Linkshändigkeit bei der Sitzordnung berücksichtigen und Ihr Kind links von Rechtshänder:innen platzieren, damit sie sich beim Schreiben nicht stören. Üben Sie mit Ihrem Kind, das Heft leicht nach rechts geneigt hinzulegen, um ein angenehmes Schreiben zu ermöglichen. Wichtig ist auch, dass Ihr Kind angepasstes Arbeitsmaterial für Linkshänder:innen zur Verfügung hat:
- Richtiger Stift: Ergonomische Stifte oder spezielle Linkshänder-Stifte, die helfen eine entspannte Haltung zu bewahren
- Linkshänder-Lineal: Die Zahlen sind von rechts nach links lesbar
- Linkshänder-Schere
- Später auch Linkshänder-Tastatur und Linkshänder-Maus für die Arbeit am Computer