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Umfrage zeigt:
Viele Eltern halten Halbjahreszeugnisse nicht für motivierend

Nur 47 Prozent der Eltern glauben, dass die Halbjahreszeugnisse bei ihren Kindern zu einem Motivationsschub für das zweite Halbjahr beitragen. Vor allem Eltern, die mit guten Zeugnissen rechnen, versprechen sich eine motivierende Wirkung. 14 Prozent befürchten hingegen, dass das Zeugnis ihre Kinder belastet. Das zeigt eine Forsa-Meinungsumfrage unter 1.003 Müttern und Vätern schulpflichtiger Kinder im Januar 2024 im Auftrag des Studienkreises.

Bleiben die Noten im Halbjahreszeugnis hinter den Erwartungen zurück, könnte ein Motivationsschub helfen. Zahlreiche pädagogische Studien belegen, dass Motivation eine entscheidende Rolle für den Lernerfolg spielt. Gerade für Schüler*innen mit weniger guten Noten wäre daher ein motivierter Start ins zweite Schulhalbjahr besonders hilfreich. Die Forsa-Zahlen lassen aber vermuten, dass die Schüler*innen schlechtere Zeugnisnoten nicht als Herausforderung wahrnehmen, sondern bestenfalls gleichgültig darauf reagieren und sich im schlimmsten Fall sogar demotiviert fühlen. Individuelle Rückmeldungen anstelle von Noten könnten diesen Schülerinnen und Schülern mehr Mut machen.

An weiterführenden Schulen weniger Motivation durch Zeugnisse

Unter den Eltern mit Kindern in Klasse 5 oder höher gehen 17 Prozent eher von einer belastenden Wirkung der Zeugnisse aus – obwohl nur 13 Prozent in dieser Gruppe damit rechnen, dass im Zeugnis ihres Kindes überwiegend schlechte Noten stehen werden.

„Rund 5,3 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen aktuell die Sekundarstufe 1 oder 2 an einer allgemeinbildenden Schule. Wenn die Eltern ihre Kinder richtig einschätzen, dann fühlt sich eine hohe sechsstellige Zahl der Jugendlichen durch die Zeugnisse belastet“, erklärt Max Kade, Pädagogischer Leiter des Studienkreises. „Wichtig ist jetzt, dass die Eltern die Drucksituation für ihre Kinder erkennen und sie unterstützen, anstatt durch Schimpfen noch den Druck zu erhöhen.“

Zwei von fünf Eltern wünschen sich individuelle Rückmeldung statt Noten

Auch wenn längst nicht alle befragten Mütter und Väter Notenzeugnisse motivierend finden, spricht sich mit 59 Prozent eine klare Mehrheit der Eltern für Zeugnisse mit Noten aus. Aber immerhin rund zwei von fünf Befragten hätten stattdessen lieber eine individuelle Rückmeldung zum Lernstand der Kinder.

Die Diskussion über das Für und Wider von Schulnoten wird in Deutschland seit Jahren intensiv geführt. An immer mehr Grundschulen, aber auch an einigen weiterführenden Schulen erhalten die Schülerinnen und Schüler Rückmeldungen zum Leistungsstand ohne Noten. Vor allem für schwächere Schüler sind individuelle Rückmeldungen oftmals motivierender als Noten. „Individuelle Rückmeldungen haben, wenn sie gut gemacht sind, den Vorteil, dass sie besser vermitteln, wo sich Schülerinnen und Schüler auf ihrem Lernweg befinden – und dass sie es schaffen können, auf diesem Weg noch weiter zu gehen, auch wenn sie vielleicht etwas länger dafür brauchen“, sagt Max Kade. „Wer hingegen immer eine Vier in Mathematik bekommt, lernt offensichtlich auch laufend hinzu, aber der Lernfortschritt ist viel schwieriger zu erkennen.“

Individuelle Rückmeldungen anstelle von Noten würden 50 Prozent der Eltern von Grundschulkindern vorziehen, ebenso wie ein Drittel (32 Prozent) der Eltern mit Kindern in Klasse 5 und höher. Mütter sprechen sich mit 46 Prozent deutlich häufiger für individuelle Rückmeldungen aus als Väter (30 Prozent). Auch in den Altersgruppen der Eltern sind die Vorlieben unterschiedlich ausgeprägt. 70 Prozent der 50- bis 69-Jährigen bevorzugen Noten, aber nur 50 Prozent der 25- bis 39-jährigen Eltern. Auch wenn Eltern nur sehr wenig Einfluss darauf haben, ob ihr Kind Notenzeugnisse bekommt oder nicht: Eine zusätzliche, detailliertere Rückmeldung der Lehrkräfte könnte die Schülerinnen und Schüler zuversichtlicher stimmen. Die Gelegenheit dafür gibt es an den meisten Schulen kurz nach den Zeugnissen beim Elternsprechtag oder Lernentwicklungsgespräch.

Fast die Hälfte rechnet mit guten Noten

In vielen Familien ist das Zeugnis ein Grund zur Vorfreude. 48 Prozent der befragten Eltern rechnen damit, dass ihre Kinder in den kommenden Tagen ein gutes Zeugnis mit überwiegend Einsen und Zweien nach Hause bringen. Neun Prozent der befragten Eltern rechnen allerdings mit überwiegend schlechten Noten im Halbjahreszeugnis, weitere 31 Prozent vermuten, dass sich gute und schlechtere Noten die Waage halten.

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